Hornungskuppe - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Hornungskuppe

Chronik 2 > Sagen
Die Förster auf der Hornungskuppe

Quelle:Der Kurhessische Kinderfreund: Ein Lesebuch vorzugsweise für die Mittelclassen der Volksschule

Verlag Luckhardt, 1846, 299 Seiten

Nahe bei Widdershausen, hart an der Grenze des ehem. Kreises Hersfeld, liegt im Seulingswalde die Hornungskuppe. Hierher ging Förster Hartung wie so oft auf den Anstand, leckeres Wildbrett zu erlegen, Begleitet von seinem Treuen Jagdterrier „Hasso von Bodesruh“.

Als aber kein Wild sich sehen ließ, warf er nach sehr langem Warten verdrießlich die Flinte über den Rücken und machte sich mit seinem vierbeinigen Freund, bei hellem Mondenschein, auf den Heimweg. Als sie schon einige Zeit Richtung Forsthaus unterwegs waren, da sah er auf einer Waldeslichtung ein großes Klengetucham Boden und darauf, dick gehäuft, Knotten liegen, die knisterten und klengten prächtig im Mondenschein. „Klengen beim Mondenschein habe ich mein Lebtag nicht gehört“, dachte er und blieb vor erstaunen stehen, seinen treuen Hasso mit seltsam aufgestellten Fell neben sich. Der Förster fasste in die Knotten hinein, um sich zu vergewissern, dass ihn seine Augen nicht täuschten, und steckte einen reichliche Menge in seinen Jägerranzen. „Denn sonst“, so sagte er sich, „glaubt mir niemand, wenn ich diese wunderbare Begebenheit erzähle“. Als er so etwa hundert Schritte weitergegangen war, drehte er sich nochmals um, um nochmals nach dem Tuche zu sehen.

Da sah er eine weiße Jungfer aus dem Walde kommen, die trug einen Rechen. Sie ging an das Klengetuch und wendete die Knotten. Nun wurde es dem braven und sonst furchtlosen Förster doch unheimlich und er dachte bei sich: „ Besser ist besser, ich mach mich mal lieber aus dem Staube!" Beschleunigten Schrittes eilte er mit seinem treuen Hund nach Hause und legte sich, übermüdet ins Bett. Auch „Hasso von Bodesruh“ hatte sich wieder beruhigt und suchte sich ein warmes Plätzchen am Kachelofen in der Wohnstube.

Als der Förster am anderen Morgen erwachte, war seine Frau schon rührig in der Stube mit der Frühstücksvorbereitung beschäftigt. Da erzählte er ihr von seinem Erlebnis und forderte sie auf: Geh nur an den Ranzen, darin wirst Du die Knotten finden!“ Sie nahm den Ranzen vom Nagel der so schwer war, dass sie ihn kaum heben konnte und es rappelte so seltsam darin. Sie lachte ihren Mann aus und meinte: Das mögen schöne Knotten sein, die du gefunden hast!“ Sie setzte den Rucksack auf die Erde, schnallte die Riemen auf und griff tief hinein.

Wie überlief es sie aber eiskalt, als sie eine Handvoll blanker Goldstücke nach der anderen herausholte! Die Knotten von der Hornungskuppe im Seulingswalde waren alle über Nacht zu Goldtalern geworden.

Anmerkung nach Mundart-Duden:

Knotten = Bundsandsteine mit eingesprengtem Bleiglanz

Klengetuch = Tuch zum Sammeln von Nadelholzsamen

klengen = entstehende Geräusche, beim Aufplatzen der Samenhülsen
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