30 jährige Krieg - 1622 - Widdershausen aktuelles Projekt

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30 jährige Krieg - 1622

Chronik 3 > Kriege
Der 30jährige Krieg im Werratal 1622
Im Juni 1622 führte der 23jährige Heerführer Christian von Braunschweig (1599-1626, genannt: Der tolle Halberstädter, je nach Standpunkt stand das „Toll“ dabei für tollkühn oder tollwütig) seine Truppen von Norden her Richtung Main.
Ziel war die Vereinigung bei Darmstadt mit weiteren protestantischen Armeen angeführt von Ernst von Mansfeld sowie dem Markgrafen von Baden-Durlach.
Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (nach 1622/23) im Prunkharnisch, den linken Unterarm wegen Amputation verhüllt
Dodo Freiherr von Innhausen und Knyphausen, Stich von Matthäus Merian (1644)
Seine Armee bestand aus an die 82 Kompanien zu Pferde und über 12.000 Mann zu Fuß. Zu einer funktionsfähigen Armee gehörte zu dieser Zeit noch sehr viel mehr Personal, der sogenannte Tross. Dieser bestand aus Wagenführern, Trossknechten, Handwerker (Schmiede, Zimmerleute, Köche, Feldscherer), die Familien der Soldaten und Offiziere und deren Personal sowie die Marketender und Sudler,also Händler und Wirte. Außer dem noch Musiker und Prostituierte. Im Tross wanderten daher mindestens noch mal so viele Personen mit wie in der kämpfenden Truppe.
Landsknechte-Tross als Teil einer Armee unterwegs während des 30-jährigen Krieges (Gemälde: Sebastiaen Vrancx - gemeinfrei)
Um schneller in die Pfalz zu kommen, begnügte sich Christian unterwegs bei protestantischen Landesherren mit Durchzugsabkommen.
 
Am 6. Juni 1622 marschierten sie aus den Quartieren bei Creuzburg in der neuen Marschrichtung nach Südwesten.
Abends lagen die Truppen des Söldnerheeres Christians von Braunschweig in der Gegend um Berka an der Werra. Hier befanden sich das Hauptquartier, Artillerie und das Leibregiment zu Pferde; die Regimenter Georg von Mengersen und Nikolaus Pflug lagen zu Herda, Regiment Heinrich Wilhelm Eschwey (auch Eschwege genannt, 3 Kompanien im Raum Witzenhausen angeworben) zu Horschlitt, Regiment Freiherr Georg von Fleckenstein (1588-1644) zu Gospenroda, Regiment Hermann Otto Graf von Styrum (1592-1644), die Regimenter Wilhelm Jason und Caspar Winter zu Gerstungen, Regiment Joachim von Carpzov zu Pferd (1585-1628, mansfeldischer Obrist) in Dankmarshausen, Regiment Johann Casimir Graf zu Löwenstein (1588-1622, ertrank am 20.6.1622 in der Schlacht bei Höchst beim Rückzug im Main) zu Pferd in Heringen, Regiment Friedrich Wilhelm Vitzthum von Eckstädt (1595-1648) in Untersuhl, Regiment Thilo Albrecht von Uslar (1586-1634, während der Belagerung der Festung Minden starb von Uslar im Oktober 1634 durch einen Kanonenschuss) in Breitenbach, Regiment Johann Velmede und die lauenburgische Reiterei zu Suling-See (Großensee), das Leibregiment zu Fuß in Heimboldshausen, Regiment Knyphausen zu Fuß in Widdershausen, Regiment Wolfgang Heinrich Graf von Ysenburg (1588-1635) zu Richelsdorf, Regiment Carpzov zu Fuß in Bosserode, Sachsen-Lauenburg zu Süß, Regiment Kochler zu Kleinensee (Kochlers 1.000 Mann starkes Regiment wurde in der Schlacht bei Höchst am 20. Juni 1622 vollständig aufgerieben), Regiment Graf zu Löwenstein zu Fuß in Dippach.
Feldlager eines Landsknechts-Heeres im 30-jährigen Krieg
Die wilde Soldateska bei der Plünderung eines Dorfes 1634
Das Regiment zu Fuß Knyphausen des Dodo Freiherr von Innhausen und zu Knyphausen (1583-1636, protestantischer Heerführer im 30-jährigen Krieg) lagerte am 6. Juni 1622 in Widdershausen an der Werra.
Der Quartiermeister bemängelte die unzureichenden Quartiere. Ein großer Teil der Mannschaften musste biwakieren. Über das Verhalten dieses Regiments, während der Einquartierung in Widdershausen, liegen keine Berichte vor.  
Am 7. Juni 1622 lag das Hauptquartier bereits zu Vacha.
 
Der Herzog setzte seinen Zug „friedlich“ nach Fulda fort, welches Stift des Fürstabts zu Fulda ihm um 40.000 Reichstaler Brandschatzung (Brandablösung) hat übergeben müssen. Was damals friedlich hieß, war z.B. die vollständige Ausplünderung der Stadt Hünfeld und das Abbrennen umliegender Dörfer.
 
Das Regiment Knyphausen, welches in Widdershausen einquartiert war, plündert auf dem Weg nach Höchst das evangelische Dorf Echzell in der Wetterau. Der dortige Pfarrer schildert drastisch die Plünderung der Kirche und der Häuser, einschließlich der Vergewaltigungen und fürchterlichen Folterungen an deren Folgen viele Einwohner starben. Die ortsfremden Söldner, die für die protestantische Seite kämpften, wussten durch die Plünderung der Kirche, dass es sich hier um ein evangelisches Dorf handelte.
 
Wäre das Kirchenbuch von Widdershausen aus dieser Zeit erhalten geblieben, könnten wir nachlesen, wie viele Einwohner durch die kurze Einquartierung des Regiments Knyphausen im Juni 1622 zu Schaden gekommen sind.
Soldaten bei der Plünderung eines Dorfes im 30-jährigen Krieg
Literatur:
  • Peter Milger, Gegen Land und Leute, Der 30-jährige Krieg, Ursachen, Verlauf und Folgen, ISBN: 3-570-00267-5, C. Bertelsmann, 1998
  • Markus Pfenninger, 1622 die Schlacht bei Höchst, ISBN: 978-3-347-55465-8, tredition GmbH Hamburg, 2022
  • Hans Wertheim, ‎Thomas Thalmaier, Christian von Braunschweig, Die Operationen des Jahres 1622, BoD – Books on Demand, Norderstedt, 2022
   
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