Gebrüder Hoffmann - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Gebrüder Hoffmann

Chronik 2 > Gauner
Steckbriefe der Gebrüder Johannes und Christian Hoffmann aus Widdershausen im Allgemeinen Polizei-Anzeiger
Gaunerfamilie Hofmann zu Widdershausen
Die Gebrüder Johannes und Christian Hofmann
Die zu Widdershausen wohnenden Gebrüder Hofmann, der eine Johannes, der andere Christian, sind die Söhne des ehemaligen Feldhüters Gottfried Hofmann (1735-1817), angeblich aus Erfurt und dessen Ehefrau Magdalena geb. Ostermann (1751-1817) aus Nordhausen; unter der Westfälischen Regierung wurden sie einheimisch in Widdershausen, die Eltern starben bereits 1817 und die Söhne mit den Schwestern Anna-Maria und Christiana blieben wohnhaft in Widdershausen.
Der älteste Bruder Johann Michael Hofmann (1788-1812) starb bereits mit 24 Jahren im Marburger Zuchthaus (im Wilhelmsbau des Marburger Schlosses bestand ein besonderes Gefängnis für Schwerverbrecher, das Stockhaus).
Die Gebrüder und die Schwestern haben sich sämtlich nie dazu verstanden, Landarbeiten zu ergreifen, sondern wollten dafür gehalten sein, daß sie sich von der Schneiderei nährten, da sie sich drum auch wohl zur weilen mit dem Strickstrumpf in der Hand vor dem Hause sehen ließen, man sieht sie immer gut gekleidet, daß man besonders die Brüder für Männer aus der Stadt hält, und bezahlen, ihre Lebensbedürfnisse, welche sie aus der Gemeinde beziehen können, mit barem Gelde. Nur woher dies alles?
Abb.: Gauner und Marktdiebe werden von der Gendarmerie festgenommen
Unter dem Vorwande, daß sie die Messe in Heiligenstadt besuchen wollten, Sie bekennen sich zur katholischen Religion, oder einer Kirmes oder Freuden-Feste ihrer Verwandten in Nordhausen besuchen wollten, besuchen sie die Märkte zu Treffurt, Eisenach, Salzungen und stehlen, kommen dann oft mit bedeutender Ausbeute zurück, verkaufen dann ganz im verborgenen, Schuhe, Strümpfe, Cottun, wollene Tücher, alles was die gerade ergreifen können, zu billigen Preisen.
So ist die Lage ihrer Lebensweise und sie sind sicher dabei geworden und dürsten nach größerer Beute, verübten vor 4 oder 5 Jahren einen gewaltsamen Einbruch in Berka und raubten eine Menge Waren, welche auf 1500 Rthl. geschätzt werden; sie wurden des Diebstahls bis auf eignes Geständnis überwiesen, welches sich weitläufig aus den dort aufgenommenen Akten zu Nentershausen ergeben wird. Bei dem Ergreifen dieser Menschen waren nicht nur Landdragoner, sondern auch Personen aus Nentershausen, ein Förster Behr ein Pächter Nuskardt zum Tannenberge, ein Verwalter bei dem Herrn von Baumbach geschäftig.
Die Ergriffenen hatten ob diesen letzteren geschworen, daß sie ihrer wieder gedenken wollten, sie wurden zu einer 3 jährigen Eisenstrafe verurtheilt und nachdem sie in dem Monat August letzten Jahres zurückgekommen waren, brannte im Vorwerk zum Tannenberge eine Scheune, im Spätherbst brannten Gebäude auf dem von Baumbergischen Hofe. Wenn man den Gang der Dinge nimmt, so haben keine anderen, als diese Bösewichte jene Brandungen gestiftet. Sie sind daher auch allenthalben gefürchtet, selbst die Einwohner zu Widdershausen kaufen ihnen den Willen ab, sind gefällig gegen sie, wenn sie etwas verlangen, um sie auf einer guten Seite zu behalten und wen man auch fraget, bezeugt, daß sie im Ort nicht stahlen, niemanden zur Last fallen, fragt man noch weiter, dann zieht man in die Höfe und schweigt, selbst die Vorgesetzten der Gemeinde, die mir im Vertrauen erklärt, daß man auch zuweilen dies oder das Verdächtige zur Anzeige bringen, so würden nach einigen Tagen ihre Scheunen in Brand gerathen.
Abb.: Einige Scheunen-Brände aus Rache gelegt, sollen auf das Konto der Gebrüder Hoffmann aus Widdershausen gehen
So gefährlich sind diese Menschen für den Ort und für die Gegend auch in Rücksicht ihrer connexionen.
Denn der Johannes Hofmann, welcher einen Schneider malquiert, aber wenig zu thun hat, hat sich in eine auch früher zu Widdershausen einheimisch gewordene Schützen- oder Feldhüter-Familie eingeheirathet, Maurer Schapel Vater und Sohn, eine listige diebische Frau und Tochter, welche zwar noch keine diebischen Einbrüche begehen, aber das gestohlene verheimlichen und versilbern und viele werden von ihnen angesteckt und zum Müßiggang und Dieberei verleitet.
Die Schwestern sind ebenso gefährlich wie die Brüder, weil sie Nachrichten einholen und weitergeben, und bereisen unter dem Vorwand, entweder daß sie zur Kirche gehen oder Verwandte besucht haben, und weil sie auswärtige Connexionen unterhalten, also das ganze Diebesnest müßte ausgehoben, einer vom anderen isoliert werden, daß ihnen alle Kommunikation unmöglich werde.
Solch eine Verfügung würde man wohl mit Kraft vom Staate erwarten, da sich so tatkräftige und gefährliche Menschen, jung und stark sich ihr Brot selbst verdienen können.
 
Aber wäre auch nicht der Fall, und müßte das Land laufend gefährliche Menschen, Müßiggänger und Diebe ernähren, so würde es durchführbar sein, für sie eine Alimentations- oder eine Landsteuer zu erheben, welche durch sie veranlaßt worden wäre.
Nur Gott, wolle helfen, daß nicht durch diese Menschen viele andere an Leib und Seele verderben.
Quelle:
Polizei-Director Scheffer, Die Gebrüder Hoffmann aus Widdershausen, Kurfürstliche Oberpolizei-Direction, Hessisches  Staatsarchiv Marburg, HStAM Bestand 100 Nr 5399 - Gaunerfamilie Hofmann, Fulda, 1822
Akte des Kreisamts Hersfeld, Gauner-Familie Hofmann aus Widdershausen bzw. Kleinensee, Hessisches  Staatsarchiv Marburg, HStAM Bestand 100 Nr. 7545, 1823-1835

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