Zwangsarbeiter - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Zwangsarbeiter

Chronik 3 > 2.Weltkrieg
Zwangsarbeiter in Widdershausen

 "Zwangsarbeiter" ist ein Nachkriegsbegriff für die Männer und Frauen, die aus den von NS-Deutschland besetzten und eroberten Gebieten Europas in das Deutsche Reich gebracht wurden, um hier in Industrie, Landwirtschaft, Handwerk und Privathaushalten zu arbeiten.
Ihre Gesamtzahl betrug zwischen 8 und 12 Millionen Menschen.
Der - bis heute noch umgangssprachlich verwendete - verharmlosende Pauschalbegriff "Fremdarbeiter" meint Angehörige aller Völker und Nationalitäten, in deren Staaten NS-Deutschland mit der Waffengewalt der Wehrmacht eingefallen war, sie aus ihren Lebenszentren deportiert und in das Zwangssystem der Kriegswirtschaft des "Dritten Reiches" eingebunden hatte.
Ein kleiner Teil davon kam in der Frühphase des Krieges aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, aber auch aus Polen wie der Sowjetunion zur Arbeitsaufnahme "freiwillig" ins Reichsgebiet.
Die danach in Deutschland erlebten, stark reglementierten wie repressiven Arbeits-, Lebens- und Rechtsverhältnisse der ausländischen Arbeitskräfte führten aber selbst den "Freiwilligen" bald den "Zwangscharakter" ihres kriegsbedingten Arbeitseinsatzes unbeschönigt vor Augen.
Aufstellung der polnischen Zwangsarbeiter, die bei der Knappschaft versichert waren, 1949 ausgestellt durch die Hessische Knappschaft in Kassel am 14.01.1949. Stefan Wiklak (gelb markiert) hat vom 05.03.1943 bis 23.11.1943 bei der Gewerkschaft Wintershall gearbeitet.
Aufstellung der polnischen Zwangsarbeiter in Widdershausen, im Oktober 1947 ausgestellt durch den damaligen Bürgermeister Karl Ruch 1920-2013 (Marien Karl), FDP
Aufstellung der Ortskrankenkasse AOK Hersfeld über die bei dieser Kasse versicherten Zwangsarbeiter, Stefan Wiklak (gelb markiert) war beschäftigt beim Bäcker Breiding und verdiente 84 RM pro Monat
Auch in Widdershausen waren viele Zwangsarbeiter in der Zeit von 1939 bis 1945 vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt.
Auch beim Bäckermeister Adam Breiding arbeiteten mehrere Zwangsarbeiter in der Backstube.
Adam Breiding war geb. am 27. Jan. 1897 in Homberg (Efze) und starb bereits am 23. Jan. 1947 (mit 49 Jahren) in Widdershausen.
Der Verkaufsraum befand sich im Haus 68 der heutigen Felsenstraße 12, in der viele Jahre die Gaststätte "Zur Tante Anna" sich befand. Auch eine Filiale der Sparkasse Hersfeld befand sich hier. Die Backstube befand sich in der späteren Postfiliale.
Verkaufsraum der Bäckerei Adam Breiding in der Hauptstraße in Widdershausen mit dem alten Brunnen vor dem Haus (Aufnahme von 1929). Hier arbeitete Stefan Wiklak von 1943 bis 1945.
Stefan Wiklak wurde am 27.03.1921 im polnischen Grodziska bei Lodz geboren.
Laut der Aufstellung der polnischen Zwangsarbeiter, die bei der Knappschaft versichert waren, arbeitete Stefan Wiklak (gelb markiert) vom 05.03.1943 bis 23.11.1943 zuerst bei der Gewerkschaft Wintershall und war im Lager Dankmarshausen untergebracht.

Ab dem 25.11.1943 war Stefan Wiklak bereits bei der AOK Hersfeld versichert, d.h. er muss Erfahrungen im Bäckerhandwerk besessen haben und muss sich auf eine Anforderung durch Bäckermeister Breiding gemeldet haben.
Stefan Wiklak musste also vom 25.11.1943 bis zum Eintreffen der amerikanischen Streitkräfte am 31.03.1945 in der Bäckerei Breiding in Widdershausen arbeiten.
Helen Wiklak 1926-2010
Der Verkaufsraum der Bäckerei Adam Breiding befand sich im Fachwerkhaus. Die Backstube wurde im Haus daneben betrieben. Hier arbeitete Stefan Wiklak von 1943 bis 1945.
Stefan Wiklak 1921-2012
Stefan Wiklak verließ am 30. Juli 1950 mit dem Transportschiff der U.S. Navy USS General C. H. Muir Bremerhaven und erreichte am 9. August 1950 den Hafen von Boston in Massachusetts.
Passagierliste des Transportschiffes der U.S. Navy USS General C. H. Muir von Bremerhaven nach Boston in Massachusetts 1950
Von 1945 bis 1950 hielt sich Stefan Wiklak als Displaced Person in der amerikanischen Zone auf, der Begriff Displaced Person (kurz DP) ist englisch für eine  „Person, die nicht an diesem Ort beheimatet ist“,
im Plural auch Displaced People, und wurde im Zweiten Weltkrieg vom Hauptquartier der alliierten Streitkräfte (SHAEF) geprägt. In der US-Zone erhielt nur derjenige DP-Status, der vor dem 1. August 1945 diesen Besatzungsbereich erreicht hatte. Ende 1945 betreute die UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) in den westlichen Zonen Deutschlands 227 DP-Lager.
Stefan wurde im Resettlement Center am 27. Juli 1950 in Ludwigsburg in der amerikanischen Zone für den Transport in die USA registriert, auf dieser Liste ist er als Bäckergehilfe aufgeführt.
Stefan Wiklak heiratete am 15.05.1954 in Chicago Cook Illinois Helena Wiklak geb. Martin.
Sie bekamen zwei Söhne Edward 1954 und Richard 1956, beide geboren in Chicago Illinois.
Stefan Wiklak arbeitete als Fabrikarbeiter in Chicago und wurde am 15.11.1960 in die USA eingebürgert.
Er verstarb am 26. Jul 2012 in Chicago Cook Illinois.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand in Frankfurt das größte Lager für Displaced Persons, heimatlose Überlebende. 1948 wurde es geschlossen.
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