Fleischbeschauer
Chronik 2 > Landwirtschaft
Der Fleischbeschauer
Die Trichinenuntersuchung bzw. früher als Trichinenschau bezeichnet, ist eine Untersuchung von Fleisch auf Trichinen nach der Schlachtung.
Maßgeblich für die Einführung der Trichinenschau waren mehrere Trichinenepidemien 1863/1864. Als die Epedemie (1864) aufgearbeitet war, wurde 1866 in Preußen die obligatorische Trichinenschau eingeführt.
Seit der Entdeckung der Trichinose sind etwa 30 Epidemien in Deutschland beobachtet. Hervorzuheben sind namentlich die Epidemie in Hettstädt im Jahre 1863 mit 158 Erkrankungen und 27 Todesfällen, in Hedersleben im Jahre 1865 mit 337 Erkrankungen und 101 Todesfällen und in Linden bei Hannover im September 1874 mit über 400 Erkrankungen und 65 Todesfällen.
Vor Einführung des "Reichsfleischbeschauergesetzes" um 1900 gab es in Deutschland nach Schätzungen jährlich etwa 15.000 Erkrankungen. Durch die Fleischbeschau sank diese Zahl in 50 jahren auf nahezu Null. Trotzdem bleibt sie notwendig. Nach neueren Untersuchungen tragen immer noch 20% der Füchse den Erreger, die ihn dann auf Wildschweine oder schlimmstenfalls auch auf Hausschweine übertragen können. Bei den zwischen 2000 und 2009 in Deutschland durchgeführten Trichinenuntersuchungen an etwa 453 Millionen Hausschweinen wurden lediglich bei 4 Exemplaren Trichinen gefunden.
Trichinella spiralis muss dem Gesundheitsamt gemäß §7 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz gemeldet werden
Fleischbeschauer Wilhelm Banz aus Kleinensee bei der Arbeit am Mikroskop.
Fleischbeschauer Wilhelm Banz aus Kleinensee bei der Probenentnahme an einer kritischen Stelle bei einer Hausschlachtung.
Fleischbeschauer in Widdershausen:
Konrad Trieschmann (Heinrichs 1913-1993)
Konrad Köhler (1911-1976)
Heinrich Küllmer (1907-2002)
Hans Köhler (1935-2021)
danach Tierarzt
Im Jahre 1956 wurden zwei Fleischbeschauer aus Widdershausen von der Aufsichtsbehörde Regierungspräsidium Kassel, Dezernat I/7, Veterinärwesen entlassen (HStAM Bestand 401 Nr. 16/187)
Trichinen-Mikroskop mit Tranportkiste
CC-BY-NC-SA @ Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
CC-BY-NC-SA @ Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Trichinen-Set-Kasten mit Mikroskop zur Analyse Trichinenbeschau von der Fa. Zeiss
Lehrbuch für Trichinenbeschauer von Max Struck Verlag Berlin Hamburg Parey, 1959
Phasenkontrast-Trichinenmikroskop, DIALUX, Ernst LEITZ GmbH Wetzlar, mit eingebauter Beleuchtung, schräger Tubuseinblick
Antrag an das „Königliche Landrathsamt“ zu Rotenburg an der Fulda
Lehrer Müller aus Machtlos trat schon im Jahre 1878 für eine bürgernahme Verwaltung ein und stellte deshalb folgenden Antrag an das „Königliche Landrathsamt“ zu Rotenburg.
„Wie ich gehört, muß von jedem Schwein, welches hier geschlachtet ist, ein Stück Fleisch nach Iba zur Beschauung auf Trichinen gebracht und für solche Beschauung je Stück 25 Pfennige bezahlt werden, welcher Betrag nach Neujahr auf 100 Pfennige erhöht wird. Schon der Weg nach Iba geht ohne Kostenaufwand nicht ab, und nun noch die hohe Besichtigungstaxe!
Es drängt mich dies zu der Frage: ob, wenn ich mir ein Mikroskop anschaffe, ich zur amtlichen Besichtigung meines Schweinefleisches und das des hiesigen Ortes überhaupt, beauftragt werden würde? Ceop. was ich sonst noch, um die gesetzliche Beauftragung zu erhalten, nachzuweisen habe?
Man hat hier keinen Todtenbeschauer, keinen Standesbeamten et. Wodurch die Ohnehin schon kostspielige hiesige Lebensart noch kostspIieliger wird; deshalb die Neigung zu vorstehender Frage wegen der Trichinenschau von mir, für hiesigen Ort und insbesondere für mein Schweinefleisch.
In Hochachtung gegen Königliches Landrathsamt unterzeichne ich, als denselben gehorsamer Diener
G. Müller, Lehrer in Machtlos
D. 24. Nov. 1878
Anmerkung:
Disziplinaruntersuchung gegen Lehrer Müller zu Machtlos wegen Ordnungswidrigkeiten im Jahre 1860
HStAM Bestand 180 Rotenburg Nr. 728
Quelle:
Heinz Straube, Bebra - Antrag an das „Königliche Landrathsamt“ zu Rotenburg an der Fulda - Heimatkalender Kreis Hersfeld-Rotenburg, Seite 59, 1982