Kriegsende
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Das Ende des 2. Weltkrieges im Werratal im März 1945
Am späten Nachmittag Ostersamstag den 31. März 1945 marschierten amerikanische Streitkräfte (Kampfkommandos der 4. US Panzerdivision und der 90. US Infanteriedivision) in Widdershausen ein.
Die Landesschützen aus Berka hatten kurz zuvor noch die alte Bogenbrücke über die Werra gesprengt. Die Detonation richtete großen Schaden an, auch weil die Sprengladung nicht fachmännisch angebracht war und die Druckwelle sich gegen das Dorf richtete, dadurch entfernten sie den größten Teil der Ziegeln von den Widdershäuser Dächern an der Werra und sorgten so für den größten materiellen Kriegsschaden in Widdershausen.
Innerhalb weniger Stunden am 3. April 1945 baute die C-Kompanie der amerikanischen Pioniereinheit 150th Combat Engineers eine Ponton-Brücke (Treadway bridge, Length: 156‘) neben der zerstörten Widdershäuser Werrabrücke auf, über die ca. 20 Stunden lang Fahrzeug-Konvois rollten und den alliierten Vormarsch in Richtung Thüringen fortsetzten.Die Landesschützen aus Berka hatten kurz zuvor noch die alte Bogenbrücke über die Werra gesprengt. Die Detonation richtete großen Schaden an, auch weil die Sprengladung nicht fachmännisch angebracht war und die Druckwelle sich gegen das Dorf richtete, dadurch entfernten sie den größten Teil der Ziegeln von den Widdershäuser Dächern an der Werra und sorgten so für den größten materiellen Kriegsschaden in Widdershausen.
Jeep der ameik. 4. Pz. Div. am 31.03.1945 an der Hersfelder Autobahnbrücke mit Major Damm und Major Georg August Möller, die die Amerikaner in die unbesetzte Stadt führten
Zu Kampfhandlungen kam es in Wölfershausen und Heimboldshausen zwischen Soldaten der o.a. amerikanischen Einheiten und kleineren Einheiten der deutschen 11. Panzerdivision und der 159. Infanteriedivision. Im Kalischacht von Merkers wird am 7. April der Goldschatz der Deutschen Reichsbank durch die Amerikaner entdeckt, dieser wurde am 12. Und 13. Februar 1945 mit der Bahn aus Berlin kommend eingelagert. Am 12. April fahren die amerikanischen Generäle Eisenhower, Bradley und Patton in Merkers ein und besichtigen den Goldraum Nr. 8. Vom 14. bis 17. April wurden die eingelagerten Goldbarren und die Kunstwerke auf 32 Zehn-Tonnen-Lastwagen verladen. Der Konvoi wurde von einer gepanzerten Einheit und einem Infanterieregiment bis in das Reichsbankgebäude nach Frankfurt am Main begleitet.
Die Lage am 31. März bis zum 2. April 1945 im Werratal
Pz.Spähwagen der amerikanischen 4. PzDiv. auf der Fahrt zum Rathaus zu Übergabeverhandlungen am 31.03.1945 in Hersfeld vor dem Gasthaus Adler und dem niederbebrannten Saufhaus am Brink
Amerikanischer Jeep im Lichtweg in Fulda April 1945
Am 16. April 1945 wurde ganz Thüringen von den Amerikanern besetzt und im Austausch gegen einen Berliner Sektor bereits am 1. Juli 1945 unter sowjetische Militärverwaltung gestellt. Die Kommissionen der Siegermächte einigten sich auf den uralten hessisch-thüringischen Grenzverlauf. Auf sowjetischen Wunsch sollte das Flussbett der Werra die neue Grenze bilden. Wäre dieser Wunsch in Erfüllung gegangen, hätte unsere heutige Kernstadt Heringen knapp 40 Jahre den real existierenden Sozialismus mitgestalten dürfen.
Die vor dem Kriege nach Thüringen überwechselnden Pendler konnten auch nach 1945 ohne Schwierigkeiten ihre Arbeitsstätten aufsuchen, besonders die Kaligruben in Dippach, Springen, Dorndorf, Unterbreizbach und Merkers. In ost-westlicher Richtung betraf dies die Kaliwerke Wintershall in Heringen und Hattorf in Philippsthal.
Amerikanische Panzer der 4. Pz.Div. in der Langebrückenstrasse in Fulda, April 1945
Amerikanische GIs in der Langebrückenstrasse, Fulda, April_1945
Die nach Kampfhandlungen aus Wölfershausen zurückweichenden Soldaten der Wehrmacht wurden bald von der nachfolgenden Panzerspitze der Alliierten in der Wölfershäuser Straße in Heringen eingeholt. Sie zogen sich auf das Bahnhofsgelände in Heringen zurück und suchten Schutz hinter drei abgestellten Eisenbahnzügen neben den Kali-Verladeschuppen. Dies aber waren Munitionszüge der benachbarten Heeresmunitionsanstalt Herfa-Neurode, voll beladen mit schweren Artilleriegranaten.
Die amerikanischen Panzer eröffneten das Feuer und schossen dabei die abgestellten Züge in Brand, kurz darauf explodierten die Munitionszüge und versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Die entzündeten Granaten flogen kilometerweit in alle Himmelsrichtungen und richteten große Schäden an den Kalischuppen und den Wohnhäusern in der Wölfershäuser Straße an.
Deutsche Kriegsgefangene Ende März 1945 auf der Autobahn bei Giessen
In Philippsthal und Vacha ist am 29.03.1945 der Geschützdonner unüberhörbar, die Straßen sind voll von scheinbar regellos zurückflutenden deutschen Kampfgruppen. Die Werrabrücke ist zur Sprengung vorbereitet. Vacha wird zum „Festen Platz“ erklärt und in den Verteidigungszustand versetzt. Der Kampfkommandant Hauptmann Bahlke bezieht Stellung im Keller der Kemenate, das bisher dort tätige Finanzamt ist schon im Oktober 1944 nach Eisenach verlegt worden. Den Grundstock der „Kampfgruppe Vacha“ bilden eine Kompanie der Waffen-SS, verstärkt vom Volkssturm, einer kleinen Gruppe genesender Soldaten aus dem Vachaer Lazarett und vorher versprengten Soldaten sowie einzelnen Hitlerjungen, alle ohne jegliche schwere Waffen. Waffen-SS und Volkssturm - letzterer kam nie zum Kampfeinsatz - haben ihre Gefechtsstände in der Kemenate.
Am 31.03.1945 vormittags wird Vacha durch Tiefflieger angegriffen (Beschädigung von zwei Lokomotiven am Bahnhof). Beschuss Vachas durch amerikanische Artillerie.Am 3.4.1945 14.00 Uhr sprengt die SS die mittelalterliche Vachaer Werrabrücke, 7. und 8. Bogen von Norden. Am späten Vormittag dringen von Südwesten und Westen Panzerfahrzeuge und das 3. Bataillon des 358. Infanterie-Regiments der 90. US-Division gegen Vacha vor und erreichen gegen 13.00 Uhr den Stadtrand. Sie stoßen am Lohberg auf heftige Gegenwehr von Soldaten der Waffen-SS und Vachaer Hitlerjungen. Um 16.00 Uhr durchfahren US-Panzer die Innenstadt
(Eindringen aus Hauptrichtung Unterbreizbach über Unterbreizbacher Berg). Um 18.00 Uhr ist die Stadt vollständig von deutschen Verteidigern gesäubert. Das 358. US - Infanterie - Regiment hat an diesem Tag 230 Gefangene gemacht. Eigene Verluste werden nur von dessen 1. Bataillon gemeldet, das in den Wäldern auf dem Nordufer der Werra auf hartnäckigen Widerstand stieß und „einige Opfer“ zu beklagen hat.Bahnhof Heringen am 31. März 1945, Reste des detonierten Munitionszuges der benachbarten Heeresmunitionsanstalt Herfa, dieser war voll beladen mit schweren Artilleriegranaten.
In Vitzeroda und Abteroda kam es am 3. April ebenfalls zu Kampfhandlungen mit einem ca. 100 Mann starken SS-Truppenteil die sich mit Mörser-Unterstützung stark verteidigten. Nachdem 8 GI’s gefallen waren, wurde von der amerikanischen Angriffsspitze Artillerieunterstützung angefordert, das 344th Field Artillery Battalion der 90. US Infanteriedivision ging zwischen Dippach und Leimbach am „Roten Kreuz“ neben dem „Igelsdorf“ in Stellung und feuerte 105 mm Granaten in Richtung Vitzeroda. Durch den Artilleriebeschuss entstand großer Sachschaden und es waren militärische und zivile Todesopfer zu beklagen, bei den Amerikanern auch Ausfälle durch eigene Artillerie (friendly fire). Die Kämpfe dauerten von 09:30 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit, als eine geschickt flankierende Bewegung der Panzer die deutschen Truppenteile völlig aus der Fassung brachte und in die Flucht nach Osten schlug. Die Kartuschen (Granathülsen) aus Messing ließen die amerikanischen Artilleriesoldaten natürlich in ihrer Stellung "Am langen Strauch" neben dem Igelsdorf zurück. Die umgebauten Messing-Kartuschen wurden später über 50 Jahre in der Widdershäuser Brückengasse von den Familien Trieschmann und Koch zu einem friedlichen Zweck eingesetzt, nämlich als Wärmflaschen.
Bei der Nippe und in Heimboldshausen leistete eine Wehrmachtseinheit (evtl. Angehörige der Waffen-SS) erbitterten Widerstand. Die dorthin entsandte Soldatengruppe aus dem Lazarett Vacha wird bis auf 5 Mann aufgerieben. Am Nipper Rain und im Stöcking soll es bis zu 70 Gefallene gegeben haben.
Bahnhof Heimboldshausen am 3. April 1945 nach dem Angriff von 3 deutschen Jagdflugzeugen.
Am 3. April 1945 um 18:30 Uhr griff ein deutscher Jäger die US-Truppen in Heimboldshausen an. Die Maschine wurde von der Flugabwehr getroffen und lud seine Bomben am Heimboldshäuser Bahnhof direkt über der A-Kompanie der 712th Tank Battalion und den CPs der 358th ab. Eine Bombe traf einen Güterwagen mit Schwarzpulver, und die sich daraus ergebende Explosion ließ einen 50-Fuß-Krater entstehen, zerstörte 5 Häuser, sprengte die Dächer von 30 anderen und brach alle Fenster in der Nähe des Bahnhofes.
Die Maschine stürzte bei den ersten Häusern von Röhrigshof ab. Der Pilot starb, er liegt auf dem dortigen Friedhof begraben. Die Explosion war so schlimm, dass einige GIs verschüttet wurden, bei vielen platzte das Trommelfell und einige wurden tödlich verletzt. Alle Verletzten, auch zivile, wurden von den Sanitätern unter der Leitung von Captain McConahey versorgt. Von 40 Soldaten der A-Kompanie waren nur noch 10 einsatzbereit.
Die Maschine stürzte bei den ersten Häusern von Röhrigshof ab. Der Pilot starb, er liegt auf dem dortigen Friedhof begraben. Die Explosion war so schlimm, dass einige GIs verschüttet wurden, bei vielen platzte das Trommelfell und einige wurden tödlich verletzt. Alle Verletzten, auch zivile, wurden von den Sanitätern unter der Leitung von Captain McConahey versorgt. Von 40 Soldaten der A-Kompanie waren nur noch 10 einsatzbereit.
Sherman Tank M4 vom 773rd Tank Destroyer Battalion begegnet einer Gruppe von Soldaten mit weisser Flagge am 3. April 1945 auf der Autobahn A4 Richtung Kassel
Als die Amerikaner Ostern 1945 in Widdershausen einrückten, hatten nur wenige Widdershäuser das Dorf verlassen, fast alle warteten ängstlich in ihren Häusern und Gewölbekellern. Die wenigen, älteren Männer des Volkssturmes, darunter auch die Landesschützen aus Berka hatten vorher noch die Werrabrücke gesprengt, zogen es aber vor, keine aktive Gegenwehr zu leisten und die veraltete Ausrüstung in der Werra zu versenken. Der für das Leuten der Kirchenglocken zuständige Johannes Adam Eitzeroth konnte noch auf dem Kirchturm ein weißes Betttuch hissen. So verlief der Einmarsch friedlich.
Auf der Suche nach Waffen und versteckten deutschen Soldaten wurden alle Häuser und deren Keller durchsucht, hierbei wurden einige Souvenirs eingesammelt. Viel begehrter waren die von den Bauern in den Scheunen versteckten Dauerwürste und das ,,Eingemachte" in den Weck-Gläsern. Bei einigen Häusern wurden auch vergrabene Leckerbissen im Garten ausgegraben.
Anfangs herrschte abends Ausgangssperre. Doch die meisten Einwohner hätten ihre Wohnungen bei Dunkelheit sowieso nicht verlassen, denn sie waren verunsichert und mieden die amerikanischen Patrouillen, insbesondere die farbigen Soldaten, eine bis dahin in den Dörfern Hessens völlig ungewohnte Erscheinung.
Anfangs herrschte abends Ausgangssperre. Doch die meisten Einwohner hätten ihre Wohnungen bei Dunkelheit sowieso nicht verlassen, denn sie waren verunsichert und mieden die amerikanischen Patrouillen, insbesondere die farbigen Soldaten, eine bis dahin in den Dörfern Hessens völlig ungewohnte Erscheinung.
Quellen: Peter Rosskopf, Das Landecker Amt im Kreise Hersfeld, 1964
Herbert Herrigt, Wölfershausen und seine Geschichte, 1997
Alfred von der Grün, Heimboldshausen, Hoehl Druck, 2000
John A. Busterud, Below the Salt, 2001
Bernd Koch, Kriegsende im Werratal 1945, Mein Heimatland, Nr.2, Band 59, 2020
Wolfgang Fischer, Heimboldshausen vor 75 Jahren, Mein Heimatland, Nr.3, Band 59, 2020