Familien-Krieg
Dorfleben
Familienkrieg in Widdershausen
Am Sonntag, den 26. Mai 1929 wurde Peter Eitzert geb. am 13. April 1874 in Widdershausen im Haus 86 1/2 geboren.
Er war Korbmacher und heiratete am 24. Juli 1897 Anna Maria Eitzert geb. Schäfer aus dem Nachbar-Haus 85 im Schindgraben, der heutigen Grabenstraße.
Mit seinem Bruder Konrad Eitzert (1884-1951) aus Haus 85 bestand schon lange eine Familien-Fehde.
Am 5. Dezember 1924 kam es zu einer Messerstecherei zwischen den Brüdern, den Ehefrauen und einem Vetter. Hierbei wurde Konrads Ehefrau Anna Martha Eitzert (geb. Schmidt) 1884-1961 lebensgefährlich verletzt.
Das Gericht verurteilte alle 5 beteiligten Personen zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monaten bis zu einem Jahr.
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Bericht über Messerstecherei in Widdershausen aus der Marburger Zeitung vom 5. Dezember 1924
Auch mit seinem Schwager Johannes Friedrich Schäfer (1884-1966) aus Haus 85 im Schindgraben bestand schon lange eine Familien-Fehde.
Diese eskalierte am 25. Dezember 1929 zu einer Schießerei zwischen den Familienmitgliedern und endete in einem Handgemenge mit Äxten und Mistgabeln, an dem sich sämtliche Verwandten beteiligten.
Im Verlauf der Fehde wurde der Korbmacher Peter Eitzert von einem Familienmitglied der Familie Schäfer mit 4 Schüssen getötet. Drei Söhne Eitzerts und ein beteiligter Schlosser wurden erheblich verletzt.
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Bericht über den Familien-Krieg in Widdershausen aus der Coburger Zeitung vom 27. Mai 1929
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Eintrag vom Pfarrer Volkenand im Kirchenbuch von Widdershausen, Beerdigungen vom 29. Mai 1929: Eitzert wurde von dem Bergmann Friedrich Schäfer erschossen
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Eintrag vom Pfarrer Volkenand im Kirchenbuch von Widdershausen, Beerdigungen vom 29. Mai 1929: Eitzert wurde von dem Bergmann Friedrich Schäfer erschossen
Korbmacher (oder Korbflechter) wie die Familie Eitzert lebten von der Herstellung und Reparateur von meist aus Weidentrieben geflochtenen Körben.
In früherer Zeit waren viele Korbmacher zugleich auch Korbhausierer. Bis zu ihrer zunehmenden Verdrängung durch industrielle Produkte aus Draht und Kunststoff waren rohrgeflochtene Körbe ein ständig benötigter Gebrauchsgegenstand in der Landwirtschaft, im Handwerk und in den Haushalten. Das Korbflechten war eine klassische Art des Noterwerbs.
Soweit nicht die ländliche Bevölkerung ihre Körbe selbst herstellte, bezog sie sie von migrierenden Korbmachern und Korbhausierern. In diesem Tätigkeitsfeld finden sich folglich in Mitteleuropa Sinti und Jenische.
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Alter Korbmacher, der mit einem Hundegespann und seinen Korbwaren hausieren geht (KI generiert). So zog der Korbmacher Peter Eitzert mit seinen 3 Hunden über die Dörfer und versuchte als Hausierer seine Korbwaren zu verkaufen.
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Alter Korbmacher, der mit einem Hundegespann und seinen Korbwaren hausieren geht (KI generiert). So zog der Korbmacher Peter Eitzert mit seinen 3 Hunden über die Dörfer und versuchte als Hausierer seine Korbwaren zu verkaufen.
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Ein Schwälmer Korbhausierer wird umschwärmt von Dorfkindern in den 1920er Jahren, fünf der neun Kinder sind barfuß unterwegs
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Gaststätte zum Stern Widdershausen Brückengasse, Nikolaus hinter der Theke und neben der alten Zapfsäule
Nikolaus Trieschmann (1892-1970) war von 1920-1950 Wirt in der Gaststätte zum Stern in Widdershausen in der Brückengasse 2 früher Haus 14.
Nikolaus berichtete von Zuständen wie im "Wilden Westen" zu dieser Zeit in Widdershausen.
Wenn die Korbmacher betrunken waren, gab es immer Ärger und sehr schnell wurde ein Messer gezogen.
Trotz Hausverbot kamen die Korbmacher immer wieder in die Gaststätte, auch der Gendarm, der das Hausverbot durchsetzen sollte, hatte keinen Erfolg.