Hausnamen 2
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Hausnamen (Dorfnamen) | ||
Wie in vielen Dörfern in Hessen haben auch die Widdershäuser ihre Mitmenschen zusätzlich zu deren Vor- und Familiennamen mit sogenannten Haus- oder Annamen bedacht. Nur selten geschah dies aus spaßhaften Gründen, sondern meist stand die Notwendigkeit dahinter, häufig auftretende Familienamen durch unterschiedliche Beinamen zu unterscheiden, wie auch die Familiennamen ursprünglich dazu dienten, die Träger von mehrfach vorkommenden Taufnamen auseinander zuhalten. Die Hausnamen waren früher ein notwendiges und pragmatisch angewandtes Mittel, um Leute zu unterscheiden. Denn in der Wahl der Vornamen war man sehr konservativ. Von Hausnamen im engeren Sinne kann gesprochen werden, wenn eine Familie ausstarb oder den Ort verließ und der Name auf die neuen Bewohner des Hauses übertragen wurde oder wenn sie auf besondere Kennzeichen des Grundstücks hinweisen (z.B. "Brick", "Ecker", "Koulan", "Locher", "Strosser" und "Bönnschnierer"). Am häufigsten wurden Hausnamen von Vornamen (z.B. "Marien", "Schorschens", "Hilde", "Kedden"), Familiennamen (z.B. "Metzings") und Berufen ("Ammen", "Flieger", "Schmeeds", "Scheffers", "Soatlersch") abgeleitet. Da die Hausnamen mündlich überliefert wurden, ist die Schreibweise nicht immer eindeutig. Der Hausname wird dem Vornamen vorangestellt. Wir haben jedoch versucht eine Schreibweise zu wählen, die der Aussprache am nächsten kommt. Manche Namen werden nur mit einer bestimmten Person verwendet. In diesem Fall ist der Name der Person angeführt. Obwohl es heißt, den Hausnamen erhielte einer nach dem Haus, in dem er lebt, ist dieses Prinzip nicht streng durchgehalten. Manchmal nimmt einer seinen Hausnamen mit, wenn er z.B. wegen Heirat, im Dorf umzieht. Hausnamen sind unbeständig: ständig geraten neue in Gebrauch und alte in Vergessenheit. Manchen Hausnamen sieht man ihre Entstehung noch an, vielen nicht. Um dies verstehen zu können, müssen wir uns in die Vergangenheit zurückbegeben, als es noch viele Handwerker in den Dörfern gab. Man benötigte sie einfach; heute muss man nur noch in die nächst größere Stadt fahren, um seinen Bedarf an Lebensmitteln und sonstigen Dingen zu decken. Früher fand man fast in jeder Gemeinde einen Schreiner, einen Schmied, einen Wagner und einen Zimmermann, usw. Mit den Jahren setzte sich dieser Hausname durch, alle bezeichneten die Leute nach den handwerklichen Arbeiten, die sie verrichteten. Dieser Beruf oder auch das Handwerk, das in einem Haus verrichtet wurde, gaben ihm seinen Namen. In jedem Dorf existieren heute noch immer diese Namen, egal seit wie vielen Jahren der Beruf, der dem Haus seinem Titel gegeben hat, nicht mehr dort verrichtet wird. Die meisten Häuser behalten ihren Namen für immer in der Dorfsprache. Wenn zum Beispiel eine andere Familie in ein solches Haus einzieht, übernimmt sie in der Dorfsprache den Namen des Hauses. |