Reichskriegertag
Chronik 3 > 2.Weltkrieg
Reichskriegertag Kassel
Im Nationalsozialismus erhielt Kassel den „Ehrentitel“ „Stadt der Reichskriegertage“. Solche Tage wurden seit 1925 veranstaltet und zwar vom Kyffhäuserbund, der Dachorganisation der seit dem 19. Jahrhundert bestehenden lokalen und regionalen Vereinigungen ehemaliger Soldaten. Sie erfüllten zum einen soziale Aufgaben (z. B. in der Hilfe für Kriegsversehrte), pflegten zum anderen militaristische und – solange diese bestand – monarchistische Traditionen. In der Weimarer Republik bildete der formell unpolitische Kyffhäuserbund einen fruchtbaren Boden für die Verherrlichung des Ersten Weltkriegs und die Verbreitung der Dolchstoßlegende sowie der behaupteten Kriegsschuldlüge. Letztlich war er stramm rechts orientiert. 1933 schaltete er sich selbst gleich, um dann aber zunächst in die SA und später in die SS eigegliedert und zum "NS-Reichskriegerbund" zu werden.
Heinrich Koch (1919-2014) aus Widdershausen war vom 01.04.1939 bis 23.10.1939 beim Reicharbeitsdienst (RAD) verpflichtet. Er war in dieser Zeit im Reichsarbeitsdiestlager (RAD-Lager) 9/221 in Kassel-Harleshausen stationiert. Alle Angehörigen des RAD-Lagers Harleshausen mussten am Großdeutschen Reichskriegertag in Kassel vom 2. bis 5. Juni 1939 teilnehmen.
Reichskriegertag in Kassel am 4. Juni 1939, Vorbeimarsch des Arbeitsdienstes (RAD) am Fredericanum
Reichskriegertag in Kassel am 4. Juni 1939, Vorbeimarsch des Arbeitsdienstes (RAD) am Fredericanum
Erstmalig sollte ein
Reichskriegertag 1934 in Kassel stattfinden. Die Vorbereitungen waren
getroffen, als er wegen des sog. „Röhm-Putsches“ (mit seinem Massenmord im
staatlichen Auftrag) abgesagt wurde. Im Vorderen Westen gehörte zu diesen
Vorbereitungen der Bau einer 200m langen Tribüne auf dem Kaiserplatz
(Goethestraße), der eine Reihe von Bäumen und ein Musikpavillon zum Opfer
fielen.
Der Besucheransturm der
Veteranen aus ganz Deutschland war enorm und soll die Zahl der Kasseler
mitunter verdoppelt haben. 1937 war Himmler, 1939 Hitler zu Gast. Um diese
Besuchermassen zu bewältigen, waren alle Kasseler aufgerufen, mindestens einen
Gast bei sich zu beherbergen. Als Unterkünfte dienten vor allem auch Schulen,
in deren Klassenräume Strohlager und Feldbetten Einzug hielten. Fotos aus dem
Archiv der Albert-Schweitzer-Schule dokumentieren, wie die ehemaligen Soldaten
hier empfangen wurden.
Reichskriegertag im Juni 1939, Heinrich Koch (X) aus Widdershausen war hier im Rahmen seines Arbeitsdienstes zum Wachdienst im Zeltlager in der Karlsaue in Kassel abkommandiert.
Reichskriegertage fanden
1935, 1936 und 1937 statt. 1938 fielen sie wegen des „Anschlusses“ Österreichs
aus. Nach den Annexionen durch Deutschland gab es 1939 einen Großdeutschen
Reichskriegertag in Kassel, im Krieg gab es keine solchen Veranstaltungen mehr.
Vom 2. bis 5. Juni 1939 fand
in Kassel mit rund 300.000 Soldaten der Erste Großdeutsche Kriegertag in Kassel
statt. Adolf Hitler nahm am 4. Juni, einem Sonntag, die Militärparade ab und
griff in seiner Rede sehr aggressiv England an.
Im Zentrum der
Reichskriegertage mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm standen vor
allem Paraden, so auch vor dem Generalkommando im Vorderen Westen.
Reichskriegertag in Kassel Juni 1939, Zeltlager in der Karlsaue