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Magnewin

Chronik 3 > Bergbau
Erdöl und Magnewin
Neue Sparten bei Wintershall
Der Wintershall-Konzern konzentrierte sich immer stärker auf den Ausbau von neuen, rüstungsorientierten Produktgruppen. Aufgrund der benachbarten Vorkommen von Erdöl und Kali hatte Erdöl schon länger das Interesse von August Rosterg geweckt. Anfang der 1930er Jahre begann er, die Erdöl-Sparte als zweites Standbein des Konzerns aufzubauen. Seit Mitte der 1930er Jahre produzierte auch die Gewerkschaft Victor in Rauxel Kraftstoffe.
MAGNEWIN Werbeplakat mit Spritzgußteilen aus Magnesium und dem Wintershall Logo
Magnewin Barren und Magnewin-Ring aus den ersten Tagen der Leichtmetallproduktion in Heringen im Oktober 1935
Die Neuausrichtung von Wintershall passte zum Autarkieprogramm des NS-Regimes, das die Unabhängigkeit in der Erdöl-Brennstoff-Wirtschaft zum Ziel hatte.
Daneben suchte Wintershall nach einem Verfahren, um das Magnesium aus den carnallitischen Rohsalzen zu gewinnen und zu verarbeiten. Dazu entwickelte der Konzern ein ElektrolyseVerfahren, mit dem das Magnesium aus dem Carnallit gelöst werden konnte, um es anschließend mit Aluminium zu einem Leichtmetall zu legieren. Vor allem für die Luftfahrtindustrie war ein solcher Werkstoff mit seiner geringen Dichte interessant. Für dieses Magnewin (Magnesium Wintershall) wurde 1935 eine großtechnische Produktionsanlage in Heringen in Betrieb genommen. Magnewin fand bald steigenden Absatz.
Magnewin Vitrine mit Kochtöpfen, Schlüssel, Kämme und Werbebroschüren zu weiteren Magnewin-Produkten aus dem Werra-Kali-Museum in Heringen an der Werra.
Bis Mitte der 1930er Jahre hatte der Wintershall Konzern mit der Produktion von Düngemitteln einen festen Kundenstamm in der Landwirtschaft versorgt, chemische Spezialprodukte für die Industrie hergestellt.
Einen völlig neuen Absatzbereich eroberte sich der Konzern mit der Herstellung von Leichtmetall. Das in den Kaligruben gewonnene Salzmineral Carnallit wurde entwässert, einer elektrolytischen Trennung unterworfen und sein Magnesiumanteil rein oder in Form von Legierungen einer Verwendung in Leichtmetallprodukten zugeführt. In Verwendung mit Aluminium konnten nach entsprechender Weiterverarbeitung Press- und Spritzgussteile aller Art hergestellt werden. Die Produktion benötigte viel Energie und war nur rentabel, weil die Unabhängigkeit von Rohstoffimporten höher bewertet wurde als die Wirtschaftlichkeit der Produktion.
Werbung des Wintershall Konzerns für MAGNEWIN, dass in der Focke Wulf Fw 200 Condor verbaut wurde.
Im Zusammenhang mit der umfassenden Aufrüstung benötigte Deutschland Leichtmetall in großen Mengen. Einen Teil davon lieferte der Wintershall-Konzern aus seiner Leichtmetallfabrik in Heringen. Diese verkaufte bereits im Dezember 1935, nur drei Monate nach Betriebsbeginn, die ersten Produkte, 1936 hatte sich der Name Magnewin bereits als Markenname etabliert. Auf die Bilanz der erstrebten Rohstoffautarkie Deutschlands wirkten sich die 565 Tonnen Leichtmetall, die die Wintershaller LM-Fabrik von Januar bis September 1936 produziert hatte sowie die doppelte Menge im Jahr 1937 sehr positiv aus. Vor allem beim Flugzeug- und Fahrzeugbau hat Magnewin Verbreitung gefunden. Weitere technische Investitionen in den Jahren 1938 und 1939 erhöhten die Produktionsmengen.
Interner Bericht über die Magnesiumproduktion des Jahres 1938 im Werk Heringen II der Wintershall A.G.
Das Ende der Leichtmetallproduktion von Wintershall
Die 1935 errichtete Leichtmetallfabrik im Werk Wintershall sollte auf Befehl eines deutschen Offiziers noch in den letzten Kriegstagen zerstört werden. Der Werksleitung war es gelungen, den Befehl zur Sprengung der gesamten Anlage einschließlich des Bergwerks und der Fabrikanlage Wintershall durch Verhandlungen mit Wehrmachtsangehörigen teilweise aufzuheben. Nur die Fördermaschine sollte unbrauchbar gemacht und die Leichtmetall-Anlage gesprengt werden.
Der Steiger, der die Sprengung durchführen sollte, zerstörte allerdings nur einen ohnehin stillgelegten Glühofen und entzündete Magnesiumpulver, um ein extremes Feuer vorzutäuschen.
Die Anlage überstand daher den Krieg und nahm bereits im April 1945 den Betrieb wieder auf, produzierte jetzt allerdings keine Flugzeugteile mehr, sondern Kochtöpfe. So war Heringen II wohl die erste Fabrik im Werratal, die nach Kriegsende wieder anlief. 1949 wurde die Fabrik demontiert und 1950 endgültig stillgelegt. Die kurze, kriegsbedingte Ära der Leichtmetallproduktion bei Wintershall war damit nach 15 Jahren beendet.
Schmiedehammer im Heringer Leichtmetallwerk zur Bearbeitung von Magnewin Rohteilen
Aus einer Anlage im Heringer Leichtmetallwerk wird eine Stange MAGNEWIN ausgestossen
Kochtöpfe aus MAGNEWIN der Leichtmetallfabrik im Werk Wintershall wurden natürlich auch mit Rabatten an die Belegschaft abgegeben. Diese Töpfe waren auf allen Herden in den Küchen der Kalikumpel im gesamten Werratal bis in die 1980er Jahre anzutreffen.

Quellen:
Wintershall AG, MAGNEWIN auf der Wiener Herbstmesse, Der Kalibergmann – Wochenschrift, Bd. 13(42), Nr. 22. Okt., pp. 1, 302, 1938.
H.-J. Hohmann und D. Mehnert, Bunte Salz, weiße Berge – Wachstum und Wandel der Kaliindustrie, Verlag Ulmenstein, Hünfeld, 2004.
Reitermayer, Karschin, Die Produktion von Magnesiummetall im Kaliwerk Wintershall in Heringen (Werra) – Eine historische Betrachtung, Kali und Steinsalz, Heft 3/2013
Generalluftzeugmeister, Bundesarchiv- Militärarchiv – Bestand RL 3 – Archivalienverzeichnis, Online

MAGNEWIN Halbzeuge ausgestellt auf der Kurhessischen Leistungsschau "Volk an der Arbeit" September/Oktober 1937 in Kassel
Ein ganzes Set von Kochtöpfen aus MAGNEWIN und weiteren Legierungen aus einem Werbeplakat und dem Wintershall Logo
Stranggusspresse im Heringer Leichtmetallwerk
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