Mähdrescher
Chronik 2 > Landwirtschaft
Mähdrescher
Bis zur Mechanisierung der Landwirtschaft wurde Getreide von Hand in mehreren Arbeitsschritten geerntet. Zuerst mähte man das Getreide mit Sichel, Sichte oder Sense ab und band es in der Regel zu Garben, die zunächst auf dem Feld stehen blieben. Gemäht wurde bereits vor der beim Mähdrusch erforderlichen Totreife des Getreides; das auf dem Feld in Garben aufgestellte Erntegut reifte dort noch nach und trocknete, sodass bei der Mahd weder Korn noch Stroh die notwendige Trockenheit zur Endlagerung haben mussten. In der Regel transportierte man die Garben dann zum Bauernhof, um das Getreide – oft nach weiterer Lagerung – in der Scheune auf der Tenne mit Dreschflegeln auszudreschen.
Ein gezogener Mäh-Dresch-Binder (MDB) mit insgesamt 33 Pferden im Vorspann.
Anschließend reinigte man es durch Sieben oder Worfeln von der Spreu und Verunreinigungen wie Erde oder Unkrautsamen. Beim Worfeln wurden leichte Bestandteile des hochgeworfenen Druschs wie die Spreu vom Wind weggeweht. Später wurden dafür einfache handbetriebene Windfegen verwendet, bei denen ein Siebkasten das Getreide in einen darunter angebrachten Windkasten rieseln ließ; diese Windsichtung ist bis heute Bestandteil der Reinigungsstufe von Mähdreschern.
Mit der einsetzenden Mechanisierung wurden etwa ab 1786 zunächst stationäre Dreschmaschinen entwickelt, die anfangs von Hand oder über Göpel von Tieren angetrieben wurden.
1936 bringt Claas den ersten funktionsfähigen Mähdrescher auf den Markt, den Mäh-Dresch-Binder (MDB). Er ist eine Kombination aus Selbstbinder und einem Dreschwerk.
Später wurden Dampfmaschinen, Verbrennungsmotoren, Elektromotoren und andere Antriebe eingesetzt. Die erste Mähmaschine für Getreide entwickelte 1826 der schottische Geistliche Reverend Patrick Bell. Mit der Erfindung des mechanischen Knoters 1857 wurde es möglich, Mähbinder zu bauen, die das Getreide vollmechanisiert zu Garben banden. Zunächst wurden diese Maschinen von Pferden gezogen und dabei über die Maschinenräder angetrieben. Mit Erscheinen brauchbarer Traktoren nutze man zunächst auch sie anstelle von Pferden zum Zug. 1927 produzierte Krupp einen ersten Mähbinder, der unmittelbar über eine Zapfwelle vom Motor des Traktors angetrieben wurde.
Ein Lanz Bulldog zieht einen Claas Super Mähdrescher, hergestellt von 1946 bis 1956, er wurde öffentlich noch als „neuer Mäh-Dresch-Binder“ bezeichnet.
Aus der Kombination von Mähmaschine und fahrbarer Dreschmaschine entstanden die ebenfalls mobilen Mähdrescher. Bereits 1834 führten Hiram Moore und James Hascall in Michigan eine Maschine vor, die sowohl mähen und dreschen als auch reinigen konnte; die Arbeitsbreite betrug 4,60 Meter. 1836 wurde die Maschine patentiert. Bis zu 40 Maultiere oder Pferde waren erforderlich, um diese Maschinen zu ziehen. Die Dresch- und Reinigungsorgane wurden über eines der Räder angetrieben. George Stockton Berry baute 1886 den ersten selbstfahrenden Mähdrescher, der von einer Dampfmaschine angetrieben wurde. Der Kessel wurde mit dem ausgedroschenen Stroh befeuert und versorgte auch den separaten Antrieb der Dreschorgane mit Dampf. 1911 verwendete die Holt Manufacturing Company in Stockton, Kalifornien erstmals Verbrennungsmotoren auf Mähdreschern; sie trieben jedoch nur Dresch-, Abscheide- und Reinigungssystem an und noch nicht das Fahrwerk.
Werner Koch (Brückengasse) mit seinem Massey Ferguson MF30 Klein-Mähdrescher mit VW Industriemotor (Benzin) in der Flur "Am Langen Strauch" 1980, der Motor hörte sich an wie ein VW Käfer. Im Hintergrund "Der Heinrichs Berg" am Igelsdorfer Wäldchen.
Werner Koch (Brückengasse) mit seinem Massey Ferguson MF30 Klein-Mähdrescher, hier beim Entleeren des Getreidetanks in den bereitstehenden Tankwagen.
Werner Koch (Brückengasse) mit seinem Massey Ferguson MF30 Klein-Mähdrescher, Rückansicht, das Stroh konnte gepresst und gebunden oder lose ausgelassen werden.
Der erste selbstfahrende Mähdrescher eines deutschen Herstellers war der MD 1 der Maschinenfabrik Fahr; er wurde auf der DLG-Ausstellung in Hamburg im Jahr 1951 erstmals der Landwirtschaft präsentiert. Zu Beginn der 1950er-Jahre spielten gezogene Mähdrescher in Deutschland noch eine große Rolle. Erfolgreiche Mähdrescher wie der Lanz MD 50, der IHC D61 und der MF 30 wurden für etwa 10.000 DM verkauft. Während des Schlepperbooms gab es in Deutschland zeitweilig 12 Mähdrescherhersteller, die sich am Markt jedoch nicht alle durchsetzen konnten. Als Erntemaschine war der Mähdrescher ab den 1970er-Jahren etabliert. Ein erster Rotormähdrescher wurde von New Holland im Jahr 1975 auf den Markt gebracht.
Werner Koch (Brückengasse) mit seinem Deutz-Fahr M 770 Mähdrescher mit Deutz 3,8 Liter Dieselmotor in der Flur "Lieden" 2005. Die geschlossene Fahrerkabine schützt vor Hitze, Staub und Lärm. Im Hintergrund das Dorf Dippach.