Kartoffelernte
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Kartoffelanbau - Kartoffelernte
Noch vor 50 Jahren war der Kartoffelanbau von mühseliger Arbeit für Mensch und Tier geprägt. Pferde zogen zunächst einreihige Pflüge und einfache Eggen über den Acker, um den Boden vorzubereiten. Die Pflanzkartoffen wurden vorher Ausgelesen und zum Setzen vorbereitet. Anschließend hoben die Bauern Pflanzlöcher mit dem Spaten aus, in die sie die Pflanzkartoffeln einzeln hineinlegten und mit dem Spaten wieder abdeckten. Durch mehrmaliges Hacken entfernten die Bauern das unerwünschte Unkraut, um so die Wachstumsbedingungen der Kartoffeln zu verbessern. Die größten Feinde der Kartoffeln waren Krankheiten und Schädlinge, denen man oftmals tatenlos zusehen musste. Mitte des 20. Jahrhunderts bedrohte das massenhafte Auftreten des Kartoffelkäfers die Ernten. Ganze Schulklassen wurden damals auf die Felder geschickt, um die Käfer von Hand einzusammeln.
Frauen beim Auslesen von Setzkartoffeln auf einem Hof 1935
Frauen beim Kartoffelsetzen mit einem um die Schulter gebundenen Streusack
Kartoffelsetzen mit der Setzmaschine auf der Lieden in Widdershausen 1970er Jahre. Werner Koch beim Nachfüllen der Setzkartoffeln, Heinrich Koch (1920-2014) am linken Setzteller, der Fotograf Bernd Koch sitzt am rechten Setzteller, wenn er nicht gerade fotografiert.
Nikolaus Trieschmann und Werner Koch aus der Brückengasse in Widdershuasen beim Kartoffel ausmachen an der Salwand um 1960
Kartoffelroder oder Kartoffelhexe mit Kuhgespann um 1935
Früher wurde das vertrocknete Kartoffelkraut mithilfe einer Sense von den Knollen abgeschnitten. Mit speziellen Kartoffelgabeln konnte man sie dann aus der Erde herausheben. Die Kartoffeln blieben dann zunächst zum Trocknen auf dem Acker liegen, anschließend mussten sie von Hand in Körbe aufgelesen und in Säcken in das Vorratslager geschafft werden. Viele Helfer waren nötig, um in gebückter Haltung die Kartoffelernte einzubringen. Das Sammeln, das im Vergleich zum Herausstechen eine leichte Arbeit war, übernahmen fast immer Frauen und Kinder, die aus diesem Grund im Herbst die sogenannten Kartoffelferien bekamen.
Ein Kartoffelroder schleuderte die Kartoffeln aus den angehäufelten Reihen auf das Feld. Nun mussten die einzelnen Sucher, denen jeweils ein Abschnitt zugewiesen war, die Knollen in Körbe sammeln. Diese Arbeit wurde normalerweise im Knien bewerkstelligt. War der Korb voll, wurden die Knollen in einen Sack entleert. Anschließend wurden die Kartoffeln draußen in winterfest abgedeckten Mieten oder in der Scheune gelagert.
Die Übergroßen behielt der Bauer als Viehfutter vorwiegend für die Schweine, nachdem sie vorher in der Dämpfanlage in Röhrigshof gedämpft worden waren. Die kleinen Kartoffeln wurden als Drillinge für das Pflanzen im kommenden Jahr aufbewahrt, und die „guten“ Kartoffeln wurden verkauft.
Manuelle Kartoffelernte auf einem feld 1908. Die Kartoffel wurden im Knien in kleine Flechtkörbe gesammelt und dann in Säcke gefüllt. Das Bild zeigt auch den hohen Personalaufwand, den die Kartoffelernte mit sich brachte.
Pause bei der Kartoffelernte mit Pferdegespann und Leiterwagen in Wildeck um 1958. Das Bild zeigt auch den hohen Personalaufwand, den die Kartoffelernte mit sich brachte.
Ausleeren der manuell aufgelesenen Kartoffeln aus den Drahtkörben in die Kartoffensäcke, diese mussten wieder zum Transport manuell auf Wagen geladen werden.
Werner Koch beim Reinigen des Kartoffel-Vollernters in der Brückengasse in Widdershausen. Im Hintergrund das Haus von Horst Heinz (Kochs Horst), welches wegen der wandernden Felswand abgerissen wurde.