Gaunerfamilien - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Gaunerfamilien

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Gaunerfamilien im hessisch-thüringischen Grenzgebiet
Niederhessen war besonders durch die Menge von Gaunergesindel, welche sich innerhalb seiner Grenzen umhertrieb, äußerst gefährdet. Zahlreiche Familien durchzogen diese Provinz und drohten, durch wechselseitige Verwandtschaft und Schwägerschaft immer enger verbunden, der öffentlichen Sicherheit die größte Gefahr."
 Also unternahm es der Polizeidirektor der Provinz Niederhessen, Regierungsrat Franz Georg Pfeiffer, die "Stammtafeln mehrerer Gauner-Familien in der Provinz Niederhessen nebst einem Rundschreiben an die Kurfürstlichen Kreisräte und die Fürstlich Rotenburgischen Beamten" zusammenzustellen und 1828 in Druck zu geben.
Idealisierte Darstellung einer Gaunerbande im frühen 19. Jahrhundert
In dem Rundschreiben schreibt er über die für die öffentliche Sicherheit gefährlichen Personen, die Gauner-Familien, da diese den besonderen Gegenstand dieses Schreibens ausmachen sollen.
Die Gauner-Familien unterscheiden sich von den übrigen Staatsbewohnern durch Lebensart, Sitten, Sprache und Kleidung und stehen unter sich in einem allgemeinen, mehr oder minder engen, Verbunde. Noch vor wenigen Jahren zogen sie, ohne feste Heimat, als Kesselflicker, Knopfmacher, Irdengeschirrhändler, Lumpensammler usw. truppweise im Lande umher, und nährten sich, indem das zum Scheine betriebene Gewerbe nur zum Deckmantel ihres Vagabundenlebens dienen musste, vom Betteln, Diebstahl und Betrug.
Heute würde man in diesem Zusammenhang von Clan-Kriminalität sprechen.
Familie Hofmann aus Kleinensee, F.G. Pfeiffer, Stammtafeln mehrerer Gauner-Familien in der Provinz Niederhessen, Cassel 1828
Untersuchungen im Jahre 1817 gegen einige Gaunerbanden ergaben viele Hinweise auf Diebesherbergen (Jenisch: Cochemerpenne) in der Provinz Niederhessen, worin Gauner, Vagabunden und Landstreicher stets willige Aufnahme fänden.
Als besonders ausgezeichnet können in dieser Rücksicht genannt werden:
der Hof Weiden bei Allendorf an der Werra und die Dörfer Melgershausen (bei Melsungen), Widdershausen, Kleinensee und Großensee.
Familie Bindemann aus Großensee, F.G. Pfeiffer, Stammtafeln mehrerer Gauner-Familien in der Provinz Niederhessen, Cassel 1828
Namentlich werden der Aufnahme und Beherbergung von Landstreichern bezichtigt:
die Witwe Marwede zu Melgershausen, Dorothea Elisabeth Klinke zu Hof Weiden, der Feldhüter Sauer zu Datterode (bei Sontra), ein Töpfer in Rasdorf, Heinrich Eckhard zu Herfa, Christiane und Marie Hofmann zu Widdershausen, der Feldhüter Hofmann zu Heringen, verschiedene Einwohner zu Kleinensee, der Besitzer der Schleifmühle in Großensee, der Feldhüter Stein zu Großensee, der Feldhüter Andreas Hofmann zu Teppich (Dippach) bei Berka und Christian Nennstiel und mehrere Einwohner zu Bosserode.
Auffallend ist die große Anzahl von ehemaligen Flur- und Feldhütern in den Gaunerlisten jener Zeit.
Familie Gottfried Hofmann aus Widdershausen, K.P.T. Schwencken, Aktenmässige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabunden-Gesindel, Cassel 1822
Steckbrief über den Schneider Johannes Hoffmann (1796-1854) aus Widdershausen wegen mehreren bedeutenden Diebstählen und Ausbruch aus dem Gefängnis in Friedewald am 14. Februar 1842.
Quellen:
Karl Philipp Theodor Schwencken, Aktenmässige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabunden-Gesindel: sowie von einzelnen passionierten Dieben, in den Ländern zwischen dem Rhein und der Elbe, nebst genauer Beschreibung ihrer Person von einem Kurhessischen Criminalbeamten, Cassel 1822

Polizeidirector der Provinz Niederhessen, Herr Geh. Regierungsrat Franz Georg Pfeiffer, Stammtafeln mehrerer Gauner-Familien in der Provinz Niederhessen, nebst einem Schreiben an die Kurhessischen Kreisräthe und die Fürstlichen Rotenburgischen Beamten, Cassel 1828

Hermann Bettenhäuser, Räuber- und Gaunerbanden in Hessen, Ein Beitrag zum Versuch einer historischen Kriminologie Hessens, Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, Bärenreiter Verlag, Kassel, 1964
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