Schifffahrt
Chronik 3 > Werra
Die Werra, Schiffahrt und Flößerei
Die Werra hatte für Widdershausen von alters her eine Bedeutung. 100m werraabwärts der heutigen Werrabrücke, auf der Höhe der heutigen Brückengasse wird eine alte Furt vermutet.
Die Höhenzüge waren damals passabler als die versumpften Niederungen.
Die Holzbrücken wurden etliche Male durch Hochwasser und treibende Eisschollen zerstört. Dann wurde wieder die Furt benutzt. Trotz bestehender Brücke fuhren immer wieder Pferdewagen durch das knietiefe Wasser der Furt, um Pferde und Wagen vom Straßenschmutz zu reinigen.
Frachtkahn auf der Werra bei Wanfried, Matthäus Merian 1655
Ab 1600 bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verkehrten Marktschiffe zur Beförderung von Personen und Kolonialhandelsware "auf dem schiffbaren Fuldafluß" bis Hersfeld.
Auf der von Thüringen kommenden und bei der Ufermühle einmündenden Flößholzstraße wurde das im Thüringer Wald gewonnene Holz, nachdem es bis Widdershausen/Dankmarshausen geflößt worden war, über Hönebach, Ronshausen bis zur Ulfenmühle gefahren.
Werrakahn um 1650 (Rekonstruktion eines Lastkahns um 1650 auf der bis dahin schiffbaren Werra) in Wanfried
Hier schnitt man den größten Teil der Baumstämme zu Brettern. Diese wurden entweder flußabwärts bis nach Kassel transportiert oder auch in Breitenbach gestapelt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich in Breitenbach ein "Herrschaftliches Holz- und Dielenmagazin".
Flöße aus Rundholz und Dielen wurden in Breitenbach zusammengebunden und trieben mit zwei Flößern besetzt flußabwärts bis zur Landeshauptstadt Kassel. Dort wurde das Nutzholz für staatliche, städtische und sakrale Bauten benötigt. Für die 80 Flußkilometer dauerte die Floßfahrt bis Kassel bei drei Kilometer Fließgeschwindigkeit des Wassers pro Stunde und mit Aufenthalt an den fünf Schleußen etwa 35 Stunden. Der etwa 50 km lange Heimweg von Kassel nach Breitenbach wurde auf "Zustreckspfaden", die durch Wald und Feld führten, an einem Tag zurückgelegt.
1718 gab es in Breitenbach den Tannen-Dielen-Flößer Eckhardt, 1760 den Herrschaftlichen Holz- und Dielen-Magazinverwalter und Spediteur Johann George Graf der fürs Flößen Abgaben zahlte. Um diese Zeit gab es die Breitenbacher Flößer Henrich Hosfeld und Peter Wahl. Als Hosfeld verstorben war, kam aus Wernshausen, Kreis Schmalkalden, wo es eine Flößergilde gab, Johannes Pfaff, der 1778 die Breitenbacherin Angelica Hill heiratete. Um 1800 gab es in der Flößerei einen Aufschwung. Der Landgraf in Kassel benötigte Nutzholz. Aus seinem waldreichen Amt Schmalkalden (bis 1944 hessisch) ließ er Holz auf derWerra von den Wernshäuser Flößern bis Widdershausen an die hessisch-thüringische Landesgrenze flößen.
Ein Floß auf der Werra vor Wasungen, 1860
Der Widdershäuser Floßanlegeplatz wurde 1750 vom Schulmeister Eyzeroth aus Widdershausen verwaltet. Dieser hatte die Flößer zu entlohnen und dafür zu sorgen, daß das Holz über Land weitertransportiert wurde.
Die hessische Landesgrenze wurde auf dem Wasserweg nicht passiert, weil dem benachbartem Thüringen keine hessischen Floßgebühren zufließen sollten.
Bauern aus Widdershausen, Breitenbach, Iba und andere aus unserer Gegend fuhren das Holz gegen guten Lohn auf der Floßholzstraße über den Seulingswald an die Fulda bei Breitenbach. Ein Stück unterhalb der Ulfenmühle wurde das Holz zu Wasser gelassen und zu Flößen zusammengebunden.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Floßbetrieb eingestellt und das Holz mit der Bahn befördert.
1659 begann Herzog Ernst der Fromme von Gotha mit Schiffahrtsversuchen auf der Werra.
Bemalter Teller von 1612, er zeigt einen Werrakahn mit Mast, dieser trug während der Talfahrt bei günstigem Wind ein Segel, beide Schiffer verwenden Stakstangen