Bauernkrieg - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Bauernkrieg

Chronik 3 > Kriege
Bauernkrieg
Der schwarze Werrahaufen
Landgraf Philipp wehrte am 3. Mai 1525 das Übergreifen des Bauernkrieges auf Hessen ab, indem er die Aufständischen, die in den geistlichen Herrschaftsgebieten von Fulda und Hersfeld bereits die Macht an sich gebracht hatten, durch schnelles Eingreifen niederwarf. Er nutzte den Sieg, um die hessische Stellung in Hersfeld und Fulda entscheidend zu festigen und dämpfte damit gleichzeitig die sozialen Unruhen, die auch in den anderen Städten (Giessen, Marburg, Wetter, Rotenburg und Vacha) entstanden waren.
So brutal Philipp von Hessen gegen die Bauern vorging, so umsichtig zeigte er sich im Anschluss. Er schickte Gesandte in alle Dörfer und Städte, so auch in das Werratal, um die Gründe für die Missstände zu erfahren.
Die Menschen konnten freimütig über ihre Notlage reden und Korruptionsfälle anprangern. Der Landgraf bemühte sich als einer der wenigen deutschen Herrscher ernsthaft darum, seine Untertanen zufrieden zu stellen. Viele der vorgetragenen Fehlentwicklungen wurden von Philipp korrigiert, was seiner Beliebtheit durchaus dienlich war.
Aufständische Bauern im Zeichen des Bundschuh nehmen einen Ritter gefangen
Innerhalb von drei Tagen waren im März/April 1525 die Untertanen und Bauern im Stifte Fulda, in der ganzen Buchen und die hessischen Bauern um Vacha, Heringen , Widdershausen, Friedewald und Hersfeld zu Haufen versammelt, in die 10.000; brachen in viele Klöster, plünderten diese, plünderten und brachen Burgen und Schlösser, und wie Mönche und Nonnen, soh sah man edle Herren und Frauen vertrieben, flüchtig im Elend irren. Die Stadt Vacha an der Werra selber nahmen sie ein, ebenso Heringen , fast die ganze Ritterschaft in der Buchen trat in ihre Brüderschaft, und während eine Abteilung das Schloß Friedewald belagerte, darin der Vogt wenige Kriegsleute und sonst nur einfältige Bauern bei sich hatte, zog der andere Teil des Haufens vor die Stadt Hersfeld. Auch aus den Ämtern des Landgrafen von Hessen schlossen sich viele Bauern (nicht alle ganz freiwillig) dem Haufen an. Die Köster auf dem Petersberg und dem schönen Frauenberg gingen in Flammen auf. Oberster Hauptmann des fuldaischen Haufens war Hans Dolhobt (Dolhofer), ein Uhrmacher; weitere Hauptleute waren Henne Wilke, Hans Kugel und Hans von Rohm (Rone). Den Hauptleuten stand ein Ausschuß der buchischen Gemeinde zur Seite.

Bald nach der Einnahme der Stadt Fulda war auch die Stadt Hersfeld nach längerer Einschließung von 5000 Bauern in die Brüderschaft eingetreten. Eine Abteilung nahm die Stadt Hersfeld zu ihrem Hauptquartier, eine andere, die vom Thüringer Wald, Vacha an der Werra. Hauptleute diese Haufens waren Michael Sachs, Melchior und Hans Schippel. Michael Hutter von Schmalkalden, ein Plattner, trug die Fahne mit Kruzifix, Vogel, Hirsch, Fisch und Wald. Sie zogen den Werragrund hinauf, zerbrachen und verbrannten die Nonnenklöster Frauensee und Frauenbreitungen und plünderten die Frauenstifte Allendorf und Herrenbreitungen, vier Gotteshäuser nahe beisammen diesseits und jenseits der Werra.
Kämpfende Bauern im Bauernkrieg 1524, weil die meisten Bauern keine richtigen Waffen hatten, zogen sie mit Sensen, Gabeln und Dreschflegeln los
Rudolf Schiestl - Bauernkrieg - Weil die meisten Bauern keine richtigen Waffen hatten, zogen sie mit Sensen und Dreschflegeln los
An der Burg Wendelstein in Vacha erinnert eine Gedenktafel an Hans Sippel.
Gebiete der aufständischen Bauern
Sie scheinen bei Volk und Herren in üblem Ruf gestanden zu sein. Allendorf, das fast zweihundert Jahre lang Zisterzienserorden gewesen war, hatte man erst vor sieben Jahren nach der Benediktinerregel reformiert und die Abtei Fulda ihnen einen Probst zu Haushaltung gesetzt. Aber Probst und Nonnen lebten gar ein ungeistlich und unzüchtig Leben.

Der sächsische Amtmann zu Salzungen tat den Beichtvater der Klosterfrauen hinweg und mußte ihn hinwegtun. Die vor den Bauern entflohenen Nonnen retteten sich zu der Frau des Amtmannes von Salzungen, der sie auch schützte und standhaft ihre Herausgabe an die Bauern verweigerte. Darauf lagerten die Bauern auf der Bleichlinger Wiese vor Salzungen, der Rat mußte zu ihnen geloben und ihnen Bier und Brot herausschicken, im Wert von 47½ Schock Groschen. Weiter zogen sie dann auf Schmalkalden. Das Domstift in der Stadt und das Georgenstift boten den Bauern reiche Kriegsmittel, und die Stadt tat sich ihnen auf.“

Quelle: Wilhelm Zimmermann, Der große deutsche Bauernkrieg, Dietz Verlag Stuttgart, 1856
Gemälde zum Grossen Deutschen Bauernkrieg von Max Lingner 1951-1955 (unvollendet)
Am 20. April erschien ein Haufen fuldischer Bauern vor Hersfeld, der sich durch starken Zuzug von hersfeldischen Stiftsbauern und Bauern aus dem Gericht Schenklengsfeld verstärkte. Man forderte die Unterschrift der 12 Artikel vom Abt. Während dieser zögerte, ging die Bürgerschaft (nach W. Neuhaus) geführt vom Bürgermeister Ottensass zu den Aufständischen über. Das Stift wurde gestürmt und geplündert. Der Abt unterschrieb im Gegensatz zur Stadt nur mit dem Vorbehalt, daß auch der Landgraf zustimmen müsse. Fast gleichzeitig mit der Empörung in Fulda erhon sich auch in Vacha ein Bauernaufruhr. Da auch im Amt Friedewald bei den Bauern eine große Unzufriedenheit herrschte, griff zunächst diese Rebellion auf das benachbarte hessische Unteramt Heringen über. Es muß davon ausgegangen werden, daß die gesamte männliche Bevölkerung von Widdershausen geschlossen an dieser Rebellion teilgenommen hat.
In Heringer Aufzeichnungen heißt es: Am Sonnabend, dem 22. April 1525, rotteten sich die Bauern aus der Gegend von Heringen und Vacha unter Führung von Michael Sachs, Hans Schippel und Melchior Wenke zusammen und nahmen die Stadt Vacha ein. Auch der Schultheiß (Honiz) Fischer von Heringen mußte gegen seinen Willen mitziehen. „Am Sonntag, dem 23. April 1525, war der Heringer Haufen in Stadtlengsfeld angelangt. Hier vermochte Fischer einen Brief zu schreiben und dem Amtsvogt nach Friedewald zu schicken. Er berichtet darin, daß in Stadtlengsfeld ein großer Haufen Volks versammelt sei und noch alle tage und Stunde unzählig Volk aus Thüringen, Buchen, dem Hennebergischen und anders woher zulaufe.

Der Friedewalder Amtsvogt Marsteller schickte diesen Brief an seinen Herrn, den Landgrafen Philipp, mit der Bitte, ihm gnädig beizustehen und fügte hinzu, daß auch die von Friedewald bis auf drei Bauern dem aufständischen Heer am 22.4. zugezogen seien.

Der Vachaer Haufen plünderte und verwüstete das dortige Servitenkloster sowie die Klöster Kreuzberg und Frauensee und zog dann weiter nach Salzungen. Auch die benachbarten Klöster Allendorf, Herren- und Frauenbreitungen wurden ausgeplündert. Das nunmehr auf 4000-5000 Mann angewachsene Bauernheer setzte seinen Raubzug über Wasungen bis nach Meiningen und Schmalkalden fort. Inzwischen hatte Landgraf Philipp in Alsfeld ein Heer gesammelt, Hersfeld und Fulda befreit (Bürgermeister Ottensass und andere wurden auf Schloß Spangenberg eingekerkert) und wandte sich nun nach Thüringen. Am 15. Mai kam es bei Frankenhausen zur Schlacht, die mit der Niederlage der Bauern endete.“

Quelle: J.H.Gebauer (ohne Verfasser, wird Gebauer zugeschrieben), Die Geschichte von Heringen, Schreibmaschinenarbeit von 1947

Um aus dem Kerker entlassen zu werden, wandte Bürgermeister Ottensass sich an Luther, dessen harte Zurückweisung des Bauernaufstandes ihm sicherlich bekannt war. Tatsächlich ist ein Brief von Luther an Ottensass geschrieben worden. Ottensass kam später frei und wurde außer Landes verbannt. Ob die Lutherbriefe an den Landgrafen oder an den Kanzler Magister Adam Kraft dazu beitrugen, ist nicht bekannt.

1526 wurde Heringen vom Landgrafen Philipp das Marktrecht verliehen. Man nimmt an, daß die Dienste des Heringer Bürgermeisters Honiz Fischer beim Bauernaufstand vom Landgrafen honoriert wurden. Heringen war bis 1528 Erzpriestersitz (Dekanat), spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte die Reformation durchgeführt worden sein.

Quelle: W. Killmer, Der einst fuldische Zipfel vom Kreise Hersfeld, Mein Heimatland von 1927/28, S.108f
Eine Nachbildung der Fahne des Werrahaufens im Heimatmuseum Gerstungen, die „Schwarze Fahne“ der Gerstunger Bauern wurde zum Feldzeichen des Werrahaufens
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