Schatz
Chronik 2 > Sagen
Der seltsame Schatz auf der Hornungskuppe
Quelle: Wenn der Hahn dreimal kräht..... Sagen aus dem Werratal.
Friedemann Stein, 1987 Werratalverein Herleshausen
In der Nähe der Hornungskuppe bei Widdershausen sah einmal ein Schäfer, als er abends in der Tür seines Karrens saß, etliche kleine Flämmchen, die in einem fort aufleuchteten und wieder erloschen. Nach Tagen kehrte er in sein Dorf zurück, und ein alter Mann erklärte ihm die Erscheinung. Das seien die Geister der erschlagenen Ritter von der einstigen Burg Hornsberg. In der Johannisnacht könne man den Eingang zum Keller sehen, in dem noch immer der Schatz der Burgherren liege.
An besagtem Tag machte sich der Schäfer auf den Weg. Kaum hatte er den Berg erstiegen, stellte sich ihm ein kleines graues Männchen entgegen. Der Schäfer bekreuzigte sich und sagte: ,,Alle guten Geister loben Gott den Herrn!" Sogleich mußte der Geist weichen, und die Tür zum Gewölbe wurde sichtbar.
Ein Gang, an dessen Wänden Pechfackeln brannten, führte in das Berginnere. Während der Schäfer vorwärts schritt, wurde er immer aufs neue erschreckt: Ein ungeheuer großer Hund fiel ihn an, einige Ritter bedrohten ihn mit Schwertern und Lanzen, ständig waren Stimmen zu hören. Aber wie vorhin, so bannte der Schäfer auch jetzt die Geister. Dann gelangte er in einen Raum. Dort stand nichts weiter als ein Tontopf, der bis zum Rand mit Erbsen gefüllt war.
Der Schatzsucher war nun bitter enttäuscht. Dennoch füllte er seinen Brotbeutel, dann trat er den Rückweg an. Merkwürdigerweise wurden die Erbsen mit jedem Schritt schwerer. Schließlich mußte er sie ausschütten, weil sie ihn zu sehr beim Gehen hinderten.
Am anderen Morgen aber, als er das Brot für den Tag einstecken wollte, entdeckte der Schäfer, daß sich die im Beutel verbliebenen Erbsen in reines Gold verwandelt hatten. So stieg er erneut auf die Hornungskuppe, jedoch suchte er vergeblich nach dem übrigen Gold, denn die Johannisnacht war seit Stunden vorüber.