Marbach
Chronik 3 > Wüstungen
Die Wüstung Marbach
Mit dem Wort "Wüstungen" hat man Siedlungen benannt, die nach längerer oder kürzerer Lebensdauer wieder verödet sind. Zwischen dem Widdershäuser Flurbereich Salwand und dem Dankmarshäuser Diesberg erinnern Bodenfunde und ein Brunnen an die einstige Kleinsiedlung Marbach, die durch die Agrarkrise im Spätmittelalter zur Wüstung wurde.
Kleiner See, im Marbachsgraben zwischen Widdershausen und Dankmarshausen, hier floß früher der Marbach - Marbach ist auch eine alte Wüstung, die noch auf hessischem Gebiet lag, Grenzkarte 1776
Zwischen Widdershausen und Dankmarshausen liegt die Wüstung Marbach noch auf hessischem Gebiet, Grenzkarte 1776
Die Wüstung Marbach liegt zwischen Widdershausen und Dankmarshausen und war ein fuldisches Lehngut der von Heringen, dass durch Verpfändung an die von Kolmatsch kam. Nach dem Boineburgischen Kopialbuch belehnte Abt Johann von Fulda am 10. Juli 1431 Borchart und Cort von Kolmatsch u.a. auch mit den Dörfern Roldeshusen Widdershausen!) und Marbach. In seinem Revers vom gleichen Tage nennt Borchart neben den anderen Orten nur noch "Wiederoldeshausen" (Widdershausen), nicht aber Marbach. Die Verkaufsurkunde vom Gericht Heringen führt Marbach gleichfalls nicht besonders auf. Wir werden darum auch dieses Gut für ein etwas abseits gelegenes Zubehör zum Dorfe Widdershausen halten müssen.
Flurbereich Marbach zwischen Widdershausen und Dankmarshausen
Das der Abteil Fulda zustehende Gebiet um Heringen war einer adeligen Familie im Lehnsverhältnis übertragen und wurde von dieser als Patrimonalgericht verwaltet. Die Herren von Heringen kommen um die Mitte des 12. Jahrhundert zum ersten Mal in Urkunden vor. Gegen Ende des 14. Jahrhundert war ihr Wohlstand jedoch, wie sich aus zahlreichen Güterverpfändungen ergibt, so stark gesunken, dass sich Grete, die Witwe Kurts von Heringen, veranlasst sah, das Gericht mit allem Zubehör an Landgraf Ludwig von Hessen für 2400 Gulden zu verkaufen. Es geschah dies am 8. Oktober 1432. Zum Gericht Heringen gehörten damals die Orte Heringen, Lengers, Harnrode, Geidenstadt, Wölfershausen, Widdershausen, Leimbach, Gasterode, Abterode, Vitzerode, sowie die ausgegangenen Siedlungen Eizerode, Egelsdorf, Mutelsdorf, Buren, Mespens, Stickens, Benegarten, Witerode, Hamme, Marbach, Frondorf und drei Vorwerke zu Dippach; außerdem die Burgen Hornsberg und Winterberg (Eichburg).
Die Marbach eingezeichnet auf der Grenzkarte von 1556 unterhalb der Leimkaute (Lehmkaute)
Landgraf Wilhelm belehnt Burkhard v. Kolmatsch mit der Marbach zu Widdershausen im Gericht Heringen als Mannlehen, die zugehörige Urkunde im Staatsarchiv in Darmstadt (HStAD E14 G 2/1) ist datiert vom 31. Oktober 1496. Weitere Überlieferungen findet man im Staatsarchiv Marburg Hess. Adels- u. Bürgerfamilien, v. Colmatsch (mit angehängtem Siegel); Staatsarchiv Marburg Hess. Aktivlehen, v. Colmatsch, 1 Widderoldeshusen (mit angehängtem Siegel).
Der Bericht von einem Unfall im Jahr 1651, wo Kurt Heuchel, Martins Sohn, im Kaltwasserbad in der Marbach ertrunken ist und vor dem Mühlenwehr in der Werra gefunden wurde, charakterisiert das Marbachswasser als fließenden Bach.
Die Austrocknung des Baches wird, wie bei anderen Wasserläufen, den geologischen Besonderheiten der Werraregion zugeschrieben.
Burkhard von Kolmatsch (Kalmatsch) bestätigt am 10. Juli 1431 für sich und seinen Bruder Konrad (Contz) die Belehnung mit dem Dorf Richelsdorf (Richelsdorff) und der Marnach (Martpach), HStAM Bestand Urk. 76 Nr. 2373
Quellen:
Burkhard von Kolmatsch (Kalmatsch) bestätigt für sich und seinen Bruder Konrad (Contz) die Belehnung mit dem Dorf Richelsdorf (Richelsdorff) [Ortsteil der Gem. Wildeck, Lkr. Hersfeld-Rotenburg], dem Dorf Widdershausen (Wideroldshusin) [Stadtteil der Gem. Heringen (Werra), Lkr. Hersfeld-Rotenburg], der Marbach (Martpach) [Wüstung, Gem. Heringen (Werra), Lkr. Hersfeld-Rotenburg] und weiteren im Einzelnen aufgeführten Lehen durch Johann [von Merlau], Abt von Fulda. Siegelankündigung. HStAM Bestand Urk. 76 Nr. 2373, 10.Juli 1431
Landgraf Wilhelm belehnt Burkhard v. Kolmatsch mit der Marbach zu Widdershauseri im Gericht Heringen als Mannlehen.
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, HStAD, E 14 G in 2/1, 31. Oktober 1496
Festlegung eines Termins zur Beseitigung der Streitigkeiten zwischen Georg von Kolmatsch und der Gemeinde Widdershausen über die Wüstung Marbach, HStAM Bestand 17 e Nr. Marbach Krs. Hersfeld 1, 1540
Von Sachsen-Weimar beabsichtigte Durchstechung der Werra auf der Hoheitsgrenze unweit Widdershausen am sog. Marbachsgraben bei Dankmarshausen, HStAM Bestand 100 Nr. 4913, 1823-1826
Bau einer Brücke [über den Marbach] im Zuge des Landweges Friedewald-Widdershausen-Dankmarshausen, HStAM Bestand 235 Hersfeld Nr. 8, 1898 und HStAM Bestand 180 Hersfeld Nr. 9195, 1898
Der Marbachsgraben auf einer Aufnahme vom Sommer 1989 zwischen Dankmarshausen und Widdershausen
Flunamen bezogen auf Marbach:
Marbach: MARBACH (Widdershausen)
Marbach: Auf der Marbach (Widdershausen)
Marbach-Boden: Marbach-Boden (Widdershausen)
Marbach-Boden: Im Marbachs Boden (Widdershausen)
Marbach-Feld: Marbach-Feld (Widdershausen)
Marbach-Feld: Im vordersten Marbachs Feld (Widdershausen)
Marbach-Feld: Im hintersten Marbachs Feld (Widdershausen)
Marbach-Hecke: Marbach-Hecke (Widdershausen)
Marbacher-Sommer-Seite: Marbacher-Sommer-Seite (Widdershausen)