Lehrwerkstatt
Chronik 3 > Bergbau
50 Jahre Ausbildung Wintershall
Aus der Lehrwerkstatt des Kaliwerks gingen bis 1978 - 1139 Facharbeiter hervor
Heringen (z). Ein runder Geburtstag bei der Lerwerkstatt des Kaliwerks Wintershall in Herinen: Am 15. Mai 1928 wurde hier mit der Ausbildung junger Leute zu Facharbeitern begonnen, nachdem bis dahin der Bedarf an Betriebshandwerkern aus dem Handwerkerstand der Werra-Region gedeckt worden war. Der Einsatz neuer Techniken bei der Kaligewinnung und Verarbeitung erforderte jedoch zu dieser Zeit immer mehr speziell geschulte Fachkräfte. Bis heute haben 1139 fertig ausgebildete Facharbeiter die Lehrwerkstatt auf der ehemaligen Schachtanlage Heringen I verlassen wobei Betriebsschlosser, Dreher und Starkstrom-Elektriker an der Spitze der Statistik rangieren.
Heringen (z). Ein runder Geburtstag bei der Lerwerkstatt des Kaliwerks Wintershall in Herinen: Am 15. Mai 1928 wurde hier mit der Ausbildung junger Leute zu Facharbeitern begonnen, nachdem bis dahin der Bedarf an Betriebshandwerkern aus dem Handwerkerstand der Werra-Region gedeckt worden war. Der Einsatz neuer Techniken bei der Kaligewinnung und Verarbeitung erforderte jedoch zu dieser Zeit immer mehr speziell geschulte Fachkräfte. Bis heute haben 1139 fertig ausgebildete Facharbeiter die Lehrwerkstatt auf der ehemaligen Schachtanlage Heringen I verlassen wobei Betriebsschlosser, Dreher und Starkstrom-Elektriker an der Spitze der Statistik rangieren.
Start der Lehrlingsausbildung im Kaliwerk Wintershall 1928: Der Meister und seine Lehrlinge. Links eine mächtige Zahnrad-Fräsmaschine. Typisch für die Zeit ist der Transmissions-Antrieb und das mächtige Schwungrad.
Zur Zeit (Mai 1978) werden in der Werkstatt 75 junge Leute ausgebildet, darunter 28 Betriebsschlosser, 13 Elektroanlagen-Installateure und 11 Energieanlagen-Elektroniker – um nur einmal die stärksten Fachrichtungen zu nennen. Neuen Ausbilder vermitteln den jungen Leuten praktische und theoretische Kenntnisse, die meisten von ihnen haben den Meistertitel.
Fast alle übernommen
Fast alle Absolventen der Lehrwerkstatt hätten bisher auch eine Anstellung im Kaliwerk finden können, erklärte der kaufmännische Direktor des Werkes, Gerd Oehlert. Allerdings habe nicht jeder in dem Beruf arbeiten können, für den er ausgebildet worden sei.
Es werde allerdings immer schwieriger, den ausgelernten Nachwuchs zu übernehmen, allein schon wegen der Altersstruktur der Belegschaft. Trotzdem, so betonte der Direktor, werde die Ausbildungs-Kapazität des Werkes nicht eingeschränkt.
Blick in die große Halle der Lehrwerkstatt. Rechts im Bild das erste Lehrjahr beim Grundlehrgang für Metallberufe, ca. 1950
Als einer der wenigen großen Industriebetriebe im Grenzgebiet müssten die Werke der Kali- und Salz AG an der Werra den jungen Menschen der Region weiterhin die Chance zu einer qualifizierten Berufsausbildung geben – auch über den eigenen Nachwuchs-Bedarf hinaus.
Nimmt man noch die Zahlen des benachbarten Kaliwerkes Hattorf hinzu, so bildet die Kali -Industrie allein im Kreis Hersfeld-Rotenburg zur Zeit rund 200 gewerbliche Lehrlinge aus.
Dabei sei der Trend zu beobachten, dass immer mehr junge Leute die Lehre im Kaliwerk als Sprungbrett für die Weiterbildung zum Ingenieur benutzen, erklärte Ausbildungs-Ingenieur Bernd Trieschmann. Kein Wunder: Immer mehr Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluß bewerben sich um Lehrstellen in Wintershall und Hattorf.
Alle Auszubildenden der einzelnen Fachrichtungen durchlaufen einen Grundlehrgang in der Ausbildungswerkstatt für Metallberufe. Meister Heinrich Deisenroth (Lengers) zeigt dem Azubi Becker aus Wölfershausen, wie man beim Feilen das Werkzeug richtig hält. Rechts daneben Norbert Ruch aus Widdershausen.
Gute Noten
Mehr noch als Lehrlingszahlen sagen Noten etwas über die Qualität der Ausbildung aus. Dazu Oberingenieur Walter Macheledt: 81% der 720 Auszubildenden, die von 1946 bis 1977 ihre Facharbeiter-Prüfung ablegten, hätten ihre Fertigkeitsprüfung mit den Noten 1 und 2 bestanden. „Bei der Kenntnisprüfung schnitten 53% mit >sehr gut< und >gut< ab, 33% mit >befriedigend<. Das sind Leistungen, die sich sehen lassen können und die weit über dem Durchschnit liegen“, sagte Macheledt, der als Ausbildungsleiter eingesetzt ist.
Weniger Zeit für Praxis
Diese Ergebnisse werden erreicht, obwohl die Zeit, die für die praktische Ausbildung zur Verfügung steht, immer mehr eingeschränkt worden ist und durch mehr Berufschulunterricht, ergänzenden Werksunterricht, Bildungsurlaub und allgemeine Arbeitszeit-Verkürzung.
Die Menge des zu vermittelnden Lehrstoffes ist dagegen gewachsen.
Ausbildungsmeister Georg Spangenberg (1925-1998) zeigt den Auszubildenden im Jahre 1975 an einem Oszilloskop, wie die Kurve eines Wechselstroms verläuft, nachdem er durch einen Gleichrichter zu Gleichstrom umgewandelt worden ist.
Werkseigene Schule
Vom 17. Juni 1928 bis 31. Mai 1970 hatte es sogar eine werkseigene Berufsschule auf Wintershall gegeben. Die Verantwortlichen für die Ausbildung trauern dieser Einrichtung, die aufgrund von Gesetzesänderungen abgeschafft werden musste, noch ein wenig nach. Denn die enge Verzahnung von Theorie und Praxis hatte zu einer weitgehenden Übereinstimmung der Noten in der Kenntnis- und in der Fertigkeitsprüfung geführt. Schon ein Jahr nach der Schließung der werkseigenen Schule zeigte es sich, dass sich die Abschlussnoten im theoretischen Teil gegenüber denen im praktischen Teil der Prüfung verschlechterten.
In der Elektowerkstatt werden Schweißgeneratoren aus den Instandsetzungsbetrieben vorbeugend gewartet. Hier die Auszubildenden Bernd Koch (Widdershausen) und Armin Gies (Herfa) bei der Arbeit
Neue Lehrberufe
Neue Techniken im Bereich der Kaliproduktion haben neue Lehrberufe geschaffen. Schon 1939 begann die Ausbildung zum Starkstrom-Elektriker in Wintershall. Seit 1970 kann man auch den Beruf des Kraftfahrzeug-Schlossers erlernen. Ist doch allein im Untertage-Betrieb ein großer Fuhrpark geländegängiger Fahrzeuge im Einsatz.
Sozialpädagogische Seminare
Eine Besonderheit bei der Wintershall-Ausbildung sind die sozialpädagogischen Seminare für Auszubildende im zweiten Lehrjahr, die auf der Heimvolkshochschule Fürsteneck in Eiterfeld stattfinden. Die Jugendlichen werden dort durch rhetorische Übungen im Sprechen und Diskutieren geschult, werden in pädagogisch betreuter Gruppenarbeit in ihrer Persönlichkeit gestärkt und bei gemeinsamen Sport und Spiel wird das Zugehörigkeitsgefühl gefördert.
Vorläufer dieser seit etwa 1971 stattfindenden Seminare waren die sogenannten Lehr- und Wanderfahrten, die von Anfang an zum Ausbildungsprogramm bei Wintershall gehörten.
Quelle: Hersfelder Zeitung, 50 Jahre Ausbildung Wintershall, Mai 1978
Ausbildungsingenieur Bernd Trieschmann überprüft die von den Auszubildenden Jürgen Wehner (1958-2020) und Ralf Wolf ausgeführten Installationen einer kompletten Trafostation für den Grubenbetrieb